Schlagwort: Türkei 2018

Istanbul – Von Innen nach Außen

Nachdem ich ein paar Tage hin&her überlegt habe, wie ich mit der Istanbuler Fotoflutwelle umgehen soll, die sich in den letzten Jahren angesammelt hat, habe ich mich für das „Steter Tropfen höhlt den Stein“ Prinzip entschieden. Ich werde also stetig und vermutlich bis an mein Lebensende oder Bogginglust-Ende, meine Istanbul- und auch andere Fotos abarbeiten. Wem das langweilig erscheint: einfach ignorieren. Weiter geht es jetzt mit den Aussichten. Damit meine ich alles, was ich gesehen habe, wenn ich aus den zahlreichen Fenstern meiner Wohnung geschaut habe. Zuallererst, früh am Morgen und schon vom Bett aus, habe ich die Möwe gehört und dann auch gesehen. Da das Bett direkt am Fenster stand, war das Möwengetöse nicht nur ganz besonders lautstark, sondern auch der Blick ganz besonders vorwurfsvoll. „Raus jetzt aus dem Bett du faules Stück Touristin“ habe ich verstanden. Und so bin ich aufgestanden und habe festgestellt, dass der Tag anderswo schon längst begonnen hatte. Gegenüber rechts.

Über mir.

Gegenüber links.

Der Gemüseladen hat begonnen, seine Waren aufzubauen.

Der Herr aus dem Laden mit den Gips-Büsten wartet auf seinen Çay.

Der Mann, der für die Elektrizität im Viertel zuständig ist, hat seine Tasche aufgehängt und ist dann erstmal für eine Weile verschwunden.

Eine Katze ist wach und starrt mich an.

Eine andere Katze schläft auf dem Dach, schräg gegenüber.

Dort wo der Oleander so schön blüht und links abbiegen verboten ist.

Wenn ich aus dem Küchenfenster schaue, kann ich weit den Hügel hinauf bis zur Kirche gucken.

Wenn ich aus dem Schlafzimmerfenster schaue, sehe ich weit den einen Hügel hinunter, über das Goldene Horn und wieder einen Hügel hinauf bis zur Moschee.

Und wenn ich nicht ganz so weit schaue, dann sehe ich diesen Balkon.

Auf den gleichen Balkon habe ich schon geschaut als ich 2014 für fünf Wochen in Istanbul war und ganz in der Nähe gewohnt habe. Auf dem Bild so rechts mittig mit den Antennen zu sehen.

Später am Tag, wenn die Hitze sich über die ganze Stadt gelegt hat, weht die Gardine nicht mehr im Wind, sondern hängt müde aus dem Fenster.

Auch die Wäsche wurde schon hereingeholt. Vielleicht wird befürchtet, sie könnte in der Sonne zu Staub zerfallen.

Unten im Wasserladen sind Fenster und Türen geschlossen.

Eine anneanne  (Großmutter) wartet vielleicht darauf, dass die Enkeltochter zu Besuch kommt.

Wird es noch später, kehrt die Geschäftigkeit zurück.

Ein Tisch ist flott aufgebaut und eine Nachbarin zum gemeinsamen Sitzen schnell gefunden.

Die Möwen rufen sich ein İyi akşamlar zu. (Und ich ärgere mich einmal mehr über die Sensorflecken.)

Der kleine Tisch und die Stühle haben Feierabend.

Noch einmal rasen viele Autos die Straße hinunter und halten mich wach. Aber irgendwann kann ich dann auch einschlafen.

Dienstag, 24. Juli 2018 – Ach ach……der Abschied ist schwer

Bisher war oft der vorletzte Tag vor der Abreise der schwerste. Völlig gehetzt wollte ich immer alles noch mindestens einmal sehen, essen, tun und fühlen und war innerlich mit der Verabschiedung beschäftigt. Diesmal war ich gestern recht entspannt und dachte mir immer: „Alles ok. Ich komme ja wieder. Kein Grund zum Aufregen.“ Heute war dann nun der letzte Tag und der war nicht so entspannt wie ich ihn mir gewünscht hätte. Er fing heute Morgen um 4:30 mit einem wild blitzenden und laut krachendem Gewitter an, was fast eine Stunde gedauert hat und von Regenmassen begleitet war. Die Straße vor meiner Tür war zu einem Fluss geworden und trotzdem peitschte ein Taksi nach dem anderen durch das Wasser die Straße hinunter. Gegen 11 Uhr hatte es sich dann ausgeregnet und so ging ich dann aus dem Haus. Auf dem Weg zum türk.alman. kitabevi, in dem es auch ein feines Café gibt, bin ich an diesem schönen Vogelkäfig vorbeigekommen. Glücklicherweise saß kein Vogel drin. Und irgendwie kam er mir auch bekannt vor. Entweder ein Déjà Vu oder er stand im letzten Jahr auch schon vor dem kleinen Antiquitäten-Laden.

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Die vier wissbegierigen Freundinnen

Neslihan, Seher, Hatice und Kübra

Ich sitze vorm Velvet Café Galata, habe gerade Menemen gegessen und einen Cappucino getrunken. Dabei habe ich die vier jungen Frauen am Nebentisch beobachtet und überlegt, wie ich sie am besten ansprechen und fragen kann, ob ich sie fotografieren darf, als Seher plötzlich an meinem Tisch steht. Wir lachen uns zuerst einfach nur an und sie überlegt und ringt nach englischen Worten. Dabei schaut sie immer mal hinter sich und erhofft sich dort Unterstützung von ihren Freundinnen – zumindest interpretiere ich es so. Und so kommt dann eine nach der anderen und dann stehen alle um meinen kleinen Tisch herum und sehen mich neugierig, im besten Sinne, an. Und dann legt Seher, die in dem Moment die mutigste ist, so richtig los. Sprachlich unterstützt wird sie besonders von Neslihan. „Woher kommst du? Was machst du hier? Bist du alleine hier? Wo wohnst du? Hast du Kinder? Hast du einen Mann? Was bist du von Beruf?“ Schlag auf Schlag kommen die Fragen herausgesprudelt, nur immer mal kurz unterbrochen von der Suche nach den richtigen Vokabeln. Die lassen sich aber dank Google translate leicht finden. Ich jedenfalls kann nicht so schnell antworten, wie die Vier ihre fehlenden Vokabeln in die Smartphones tippen. Zwischendrin haben sie mich an ihren Tisch eingeladen, denn der ist viel größer als der, an dem ich sitze. Hinzu kommt noch die Besonderheit: Mein Tisch steht direkt in der Kurve, auf der Straße, der kleinen Gasse, in der sich das Velvet Café befindet. Das bedeute,  immer wenn z. B. ein Lieferwagen kommt, kommt die Bedienung angesprungen, nimmt den Tisch, trägt ihn kurz nach rechts oder links, jedenfalls aus dem Weg und wenn das Auto dann vorbeigefahren ist, wird der Tisch wieder abgestellt. Ich kenne das Prozedere mittlerweile, denn ich bin ja seit 6 Jahren 1x jährlich für ca. 10 Tage Stammkundin. Wenn die Bedienung nicht in der Nähe ist, nehme ich den Tisch, stelle ihn an der Seite ab und lege die Füße schnell hoch.

Aber nun sitze ich ja am Nebentisch und kann auch einmal ein paar Fragen stellen. Und so erfahre ich, dass alle Vier aus Mersin kommen und jetzt gemeinsam tatiler (Ferien) in Istanbul machen. Sie wohnen bei Sehers Onkel. Sie gehen gemeinsam zur Schule und machen im nächsten Jahr Abitur. Danach möchten sie ein Erasmus Jahr machen. Aber da muss man erstmal abwarten, ob es klappt mit dem Abitur, befindet Neslihan. Jetzt folgt die erste Runde gegenseitiger Fotos. Ich beteuere, keinesfalls einfach irgendein Foto von ihnen zu veröffentlichen. Das stößt auf verständnislose Blicke und der Aufforderung, ruhig Fotos zu zeigen. Und ich glaube nur aus diesem Grund wurde ich dann ganz höflich gefragt, ob ich damit einverstanden sei, dass sie unser gemeinsames Gruppenfoto bei Instagram veröffentlichen.

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Menschen in Istanbul

Karaköy

Woran mein Blick hängen bleibt? Hier zum Beispiel an dem Spaß, den das Mädchen beim Springen über die Pfützen hatte, an dem tollen Kleid und den Rattenschwänzen. Zum Glück war ich gerade fertig mit meinem Balık Dürüm, bei Mehmet Usta in Karaköy.

Es sollte regnen am Nachmittag, da ist es gut, wenn man gleich am Morgen die Gummistiefel anzieht, besonders wenn man Elefanten auf dem T-shirt hat, denn die mögen ja auch Wasser.

Cihangir

So pink und so blau und ein sehnsüchtiger Blick zum Wasser.

Üsküdar

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KW29 – Angekommen in Istanbul

Nach der etwas beschwerlichen Anreise bin ich am Montag letztendlich erst um 13 Uhr in meinem Ferienapartment angekommen. Ich war so irr&wirr und übermüdet und sehr froh darüber das mein Apartment ein echter Glücksgriff ist. Das war bisher aber eigentlich immer so. Und allein bin ich auch nicht. Es wohnt außer mir noch ein Elefant hier – was ja schon mal ein sehr gutes Zeichen ist. Dazu kommt noch eine Katze,

ein Hase und eine Gans und hinten in der Ecke wohnt der Elch.

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KW28 – Teil II, Drei Tage Fethiye und wie ich fast einen Sonnenstich hatte

Am Donnerstag bin ich gemütlich mit dem kleinen Bus für sehr kleines Geld nach Fethiye gefahren. Fast immer am Meer entlang und am Ende noch ein wenig durch die Hügel und Täler. Sehr schön war das. Und sehr schön war dann auch meine kleine Dachwohnung. Sie hatte ein Terrasse die fast größer war als das Zimmer. Toll. Sofort eine kleine Handwäsche gemacht.

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KW 28 – Teil I, Fünf Tage Kaş

So wie der erste Tag in Kaş, ging es fast die gesamten nächsten fünf Tage weiter. Ich mag ja Rituale für meinen Alltag und auch im Urlaub geben sie mir erst Mal ein stabiles Gefühl. Wenn mir zwischendrin doch was anderes in den Sinn kommt, dann ändert sich eben Alles. Weil es wirklich sehr heiß war, bin ich jeden Morgen so zwischen 7 oder 8 Uhr aufgewacht. Gerne hätte ich mal länger geschlafen – ging aber nicht wegen schlimmer Hitze. Und jeden Morgen habe ich trotz schlimmer Hitze Yoga geturnt. Da hab ich gar nicht nachgedacht ob es zu heiß ist, sondern einfach losgelegt mit strecken und dehnen. Und weil ich beim Yoga schon den Badeanzug an hatte, bin ich danach sofort in den Pool für eine minimale Abkühlung. Toll war, das ich jeden Morgen allein im Pool und auf der Terrasse war, denn alle anderen Gäste haben noch geschlafen. Danach Kaffee mit Buch im Liegestuhl. Und dann freute ich mich jeden Morgen auf den tollsten Moment des Tages. Das ist der Moment wenn ich zum ersten Mal in das kühle Wasser tauche. Jeden Morgen meine größte Freude. Denn wegen des kühlen Wassers, was stellenweise sogar richtig toll kalt war, hatte ich mir Kaş für ein paar Badeurlaubstage ausgesucht.

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Kleiner Tisch am Meer

Jeden Abend, wenn die Sonne langsam untergeht, werden die Sonnenschirme zusammengefaltet und die Liegestühle wieder gerade gerückt. Der Strandmeister freut sich, einmal im Liegestuhl sitzen zu können, statt große und kleine Menschen, waghalsige Felsenspringer und ängstliche kleine Jungs und Mädchen, die mit Schwimmflügeln auf einem großen Stein stehen, zu beaufsichtigen.

Die Strand-Crew, die den ganzen Tag fleißig von einem zum anderen Liegestuhl geht und manchmal sogar fast rennt, um Essen und Getränke herbei zu schaffen, Sonnenschirme hoch oder runter zu stellen, Liegestühle in eine andere Position zu rücken, zwischendurch bei der Vorbereitung vom Abendessen zu helfen (Bohnen schneiden, Petersilie hacken….) steht einmal still und schaut über das Meer.

Über das Meer und auf den kleinen Tisch, der kurz vorher zwischen den Liegestühlen, wie jeden Abend, aufgebaut wurde.

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Freitag, 6. Juli 2018 – Am Morgen in Antalya, am Abend in Kaş

Frühstück mit Blick. Manzaralı Kahvaltı.

Gestern spät in der Nacht im Hotel angekommen. Es war heiß (womöglich wird das der Satz der nächsten 19 Tage). Ab unter die Dusche und anschließend bewegungslos auf dem Bett liegen, bis dann der unruhige Schlaf losgeht. Am Morgen die hübschen Klunkerknödel im Hotel geknipst.

Auf dem Weg zum altbekannten Café mit Blick, bin ich an dem Haus vorbeigelaufen, in dem ich mal für zwei Wochen wohnen durfte. Denn ich habe in Antalya, 2016 war es glaube ich, einen Sprachkurs gemacht. Geplant war ein Kurs in einer sehr kleinen Gruppe. Letztendlich waren es dann zwei Wochen Einzelunterricht. Bei Tahsin, von dem ich am ersten Tag immer geglaubt habe, dass er Taksim heißt und der geduldigste Mensch ist, den ich bisher kennengelernt habe. Einfach unglaublich. Geduldig und dabei die ganze Zeit freundlich. Sehr toll war das. Und seinen Rat, jeden Tag 15 min zu üben, habe ich immerhin ein paar Monate durchgehalten. Hier haben wir jeden Tag von 10 bis 13 Uhr gesessen.

Nebenan gibt es bunte Lämpchen.

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