Zum Jahreswechsel in Silberborn

Donnerstagmorgen hatte ich den Wecker seit langer Zeit mal wieder gestellt. Sofort nach dem Klingeln bin ich aus dem Bett gesprungen, hab Yoga geturnt und alles für die Urlaubsreise vorbereitet. Und am Ende trotzdem die Zahnbürste und den kleinen Espressokocher vergessen. Himmel, so ein Mist. Da musste ich unterwegs nicht nur Lebensmittel, sondern auch noch einen Espressokocher besorgen.

Ursprünglich dachte ich, ich komme sicher viel zu früh an und muss noch einen langen Spaziergang machen, bevor ich in die Ferienwohnung gelassen werde, aber dann war ich doch ganz genau pünktlich um 14 Uhr dort. Nämlich im klitzekleinen Silberborn bei Holzminden. Nur ca. 1 Stunde und 15 Minuten von Kassel entfernt. Mit dem Auto. Das hab ich vom Car-Sharing Dienst.

Bevor ich es vergesse und falls sich jemand fragt, was und wo Silberborn eigentlich ist: Silberborn ist ein klitzekleines Dorf im Solling und Ortsteil der Stadt Holzminden in Niedersachsen. Ich hatte vorher noch niemals davon gehört und bin deshalb hier gelandet, weil ich eine Ferienwohnung im Umkreis von ca. 1 – 1,5 Autostunden von Kassel gesucht hatte. Dass es hier so ganz besonders schön ist, wusste ich vorher nicht.

Nachdem ich meine Sachen ausgepackt hatte und einen ersten Kaffee des Tages getrunken hatte, war es halb 4 und schon recht dunkel draußen. Aber ich wollte trotzdem noch einen Spaziergang machen. Gleich um die Ecke gab es eine große Weide mit Rindern und dann geht auch schon das Moor los.

Sehr schnell wurde es dunkel und so hab ich mich fast etwas verlaufen im Moor.

Einen Moorgeist habe ich am Ende auch noch gesehen.

Am Silvesterfreitag war ich um halb 9 wach und sehr motiviert eine Runde joggen zu gehen. Nach einem schnellen Tee im Bett habe ich das auch getan. Ich war fast 2 Stunden unterwegs, natürlich nicht durchgehend joggend, aber es war so schön durch den Wald zu laufen, deshalb wurde die Runde immer größer. Um 11 Uhr war ich zurück, hab Yoga geturnt, geduscht und einen Kaffee getrunken.

Beim Kaffeetrinken bin ich durch die Wohnung gelaufen. Dies ist das Wohnzimmer.

In diesem toll großen Bett schlafe ich.

Hübsches Geschirr in der Küche.

Eine Ziege und ein Zebra wohnen auch hier und verstehen sich gut miteinander.

Hier koche ich. Allerdings nicht mit dem Thermomix, denn ich hab keine Ahnung wie das geht. Glücklicherweise gibt es auch viele Kochtöpfe.

Nach dem Kaffee und der Fotorunde fuhr ich nach Höxter. Ich hatte am Tag zuvor etwas kopflos eingekauft und nicht nur die Zahnbürste und den Espressokocher vergessen, sondern auch noch ein paar andere Dinge.

Nach den Einkäufen bin ich zum Schloss Corvey gefahren – wenn ich schon in Höxter war, konnte ich mir ja das Schloss ansehen.

Das Restaurant und das Museum waren geschlossen.

Aber die Kirche war geöffnet.

Starke Engel.

Ich hab ein bisschen in der Kirche gesessen und mir all die Engel und besonders die Deckenbemalung angesehen. Sehr schön.

Wieder raus aus der Kirche bin ich über das Gelände gelaufen und an einem etwas schlichteren, aber nicht weniger hübschen Nebengebäude vorbeigekommen. Ein paar Türen weiter war ein kleiner Wein- und allerlei andere leckere Dinge Laden. Dort hab ich eine kleine Flasche Prosecco, Tartufo und Lemon-Sea Salt- Olive Oil Crackers für die Mitternachtsparty gefunden.

Dann bin ich nach Hause gefahren. Und war sehr müde. Hab aber nicht geschlafen, sondern mich mit dem Blick zurück 2021 beschäftigt. Das war sehr schön.

Später gab es Chili sin Carne und Prosecco vorm Ofen.

Eigentlich war ich um 23 Uhr müde. Aber obwohl nur sehr, sehr verhalten geböllert wurde, war es mir zu unruhig und ich knipste das Licht erst nach 24 Uhr aus.

Den Neujahrssamstag hab ich mit Morgenyoga begonnen. Und nach einer Weile herumtrödeln bin ich um 11 Uhr zur Neujahrswanderung aufgebrochen. Am Nachbarhaus mit den Efeuwurzeln vorbei.

Nachbarhaus rechts: Erdhörnchen Liebhaber*in.

Haus gegenüber: Eisbärliebhaber*in.

Nach dem letzten Haus nach links in den Wald abgebogen.

Moosparadies.

Unbekannte Kugelpilze.

Unbekanntes Moos. Noch nie gesehen.

Sehr hübsch.

Vielleicht sind das die berühmten Moorgeister.

Da hat jemand, ich war es nicht, das Moos hochgerollt und den Stein darunter freigelegt.

Ab hier, so nach 1,5 Stunden, zog ich Schuhe und Strümpfe aus und lief lange barfuß.

Auf eine lange Strecke ging es barfuß weiter. Bis der Weg wieder steiniger und auch schlammiger wurde.

Nach der Frühstückspause zog ich die Schuhe wieder an.

Und hier die Schuhe wieder aus. So ging das noch 2x hin und her.

Gegen Ende nochmal Richtung Hochmoor abgebogen.

Überall plätschert und gluckert es rechts und links vom Weg.

Da wächst ein Glubsch im Wasser.

Noch eine Pause kurz vorm Ziel.

Was unter dem Baumstamm wohnt.

Viele Gesichter schauen mich an.

Zu Hause lege ich mich auf mein Nadelkissen. Nach viel Stunden Waldesglück bin ich total platt. Später gibt es Chili vom Tag zuvor und die Vermieterin bringt mir eine kleine Flasche Sekt mit einem Neujahrsgruß.

Der erste Sonntag des Jahres beginnt wie der Samstag. Ausschlafen, Tee im Bett, Yoga, Kaffee im Bett.

Dann wird wieder losgewandert. Ich hatte mir einen Weg ausgesucht, der ungefähr 3 Stunden dauern sollte. Nach einer Stunde stand ich vor einem Schild, welches mich darauf aufmerksam machte, dass der Weg (ab irgendwo, es war für mich nicht ersichtlich ab welcher Stelle) nicht zu begehen sei, weil die Niedersächsischen Landesforsten die noch vorhandenen Moore renaturieren. Ich bin erstmal weiter gelaufen und dachte mir, es findet sich sicher ein anderer Weg.

Nach ca. 30 Minuten laufen über schönsten moosigen Waldboden, stand ich vor einem Zaun und dahinter waren seltsame Röhren und Kübel.

Und ein riesiges Gerüst.

Seltsam sah das alles aus und stellte sich später als Dauerbeobachtungsstelle Solling, ein Umweltmonitoring, heraus.

Weil ein sehr matschiger Weg daran vorbeiführte, lief ich noch ein Stück weiter. Dann sah ich aber ein, dass nun der Zeitpunkt zur Umkehr gekommen war. Ich stand direkt vor dem Friedrichshäuser Bruch, der sich im Stadium der Renaturierung befindet. Auf einem Infoschild steht, dass der Friedrichshäuser Bruch eines der wertvollsten im Solling ist und ein gutes Entwicklungspotential für Natur- und Klimaschutz besitzt. Von 2020 bis 2022 werden nach der Räumung der standortfremden Fichten alle Entwässerungsgräben verschlossen, um den Wasserhaushalt zu verbessern und wieder ein Wachstum der Torfmoose und anderer moortypischer Pflanzen zu ermöglichen. Sogar Sonnentau gehört dazu – den mag ich auch sehr gern.

Bis dahin müssen Baumaschinen alle Gräben säubern und anschließend mit Mineralboden und Sägespänen verschließen. Das sieht mitunter etwas wüst aus. Soll aber in wenigen Jahren wieder zu einem naturnahen Moor werden. So ein wiedervernässtes Moor wird zu einem wichtigen CO2 Speicher.

Während ich also dort stand und mir klar wurde, dass ich nun besser umkehren sollte, fiel mein Blick auf die Trompetenflechten mit roter Mütze. So hatte ich sie noch niemals gesehen. Gerade gelernt: Es sind tatsächlich die Fruchtkörper, sogenannte Apothecien, der Trompetenflechte.

Wunderhübsch sind sie wie ich finde.

Und so laufe ich wieder zurück bis ich an eine Stelle komme, die mich ungefähr zum ursprünglichen Rundweg bringt.

Zwischendurch hocke ich immer mal im nassen Moos und mache Moosmakros.

Dabei werde ich sogar von einem freundlich besorgten Wanderer angesprochen, der mich fragt, ob alles in Ordnung sei oder ob ich Hilfe brauche. Nein danke, alles prima, ich fotografiere nur.

Kurze Zeit später mache ich Mittagspause bei Friederike.

Mein Tagesziel ist der Aussichtsturm Hochsolling.

Der ist so hoch, dass mir erstmal der Atem stockt. Ich hab so meine Probleme mit hohen Türmen. 15 kleine Plattformen á 10 Stufen.

Ganz oben ist es dann ganz schön schön. Und am Abend im Bett kann ich mich dann ganz schön mutig finden.

Montag, am 3. Tag des neuen Jahres, regnet es am Morgen. Deshalb blieb ich noch ein wenig im Bett liegen, mit Tee und Buch und so … Danach Yoga und Kaffee.

Um 11 Uhr sah der Himmel etwas heller aus und so lief ich los. Ich hatte mir einen Rundweg durch das Hellental (ungefähr wie bei dieser Wanderung bin ich gelaufen) ausgesucht und wurde beim Start frech begrüßt.

Während der ersten Hälfte des Weges, die durch den Wald führte, hat es die ganze Zeit geregnet. Aber der Ausblick ins Hellental, durch das mich der Rückweg führen würde, war sehr schön.

Die Helle, die dem Tal seinen Namen gibt, entspringt im Mecklenbruch, ganz nah bei Silberborn, da wo meine FeWo war. Ich mochte es sehr, immer in Sichtweite vom kleinen Bach zu laufen.

Sehr froh war ich auch, dass es auf dem Rückweg nicht mehr geregnet hat und mir nur ein frischer Wind um den Kopf herum blies.

Nach 3 Stunden, tatsächlich genau wie geplant, kam ich am Ausgangspunkt wieder an.

Weil ich aber den Mecklenbruch mit seinen Holzstegen so ganz besonders toll fand, bin ich nochmal abgebogen und habe eine weitere Runde durch das Hochmoor gedreht.

Und eine Schnecke entdeckt. Die kannte ich bisher noch nicht.

Im Sommer kann man hier sicher große Körbe voller Heidelbeeren sammeln. Es gibt so viele Heidelbeerbüsche überall.

Ganz am Ende kam ich auch wieder am Roten Höhenvieh (so heißt es tatsächlich) vorbei. Sie hatten sich zum gemeinsamen Hals- und Kopf schubbern zusammengetan. Ich fand, es sah etwas gefährlich aus, sich so am Stacheldraht zu schubbern, aber je länger ich zuschaute, desto mehr hatte ich den Eindruck, dass es ihnen wirklich Vergnügen bereitete.

Wie an allen vorherigen Tagen auch, war ich ziemlich platt, als ich wieder zu Hause war, nahm eine Dusche und legte mich auf mein Nadelkissen. Das Nadelkissen ist übrigens eine echte Herausforderung und ich habe mich mittlerweile auf 20 Minuten im Unterhemd und auf einem weichen Untergrund (und nicht auf dem Boden wie am Anfang) gesteigert.

Während ich auf dem Nadelkissen lag, habe ich hin & her überlegt, ob ich am Dienstag oder Mittwoch zurückfahre. Gebucht hatte ich bis Dienstag, aber ich könnte auch bis Mittwoch bleiben. Allerdings wurde für Mittwoch Regen und Schnee vorhergesagt. Deshalb entschied ich mich für Dienstag und saß am Abend ein letztes Mal mit Buch am Pelletofen.

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