KW 44 – Was mir hoffentlich eine Lehre war

Sehr geschäftig war die Woche. Allerlei Termine, Dinge, die beendet werden mussten und  Neues was vorzubereiten war. Und damit ich nicht in wilde, stressige Geschäftigkeit gerate und am Ende wirr und genervt bin, hatte ich mir für den Mittwoch einen Tag im home office (klingt trés chic, oder?) verordnet. Das war sehr toll. Ich habe so viel erledigt und dabei hatte ich die schönste Ruhe. Werde ich in Zukunft öfter einplanen. Mittags bin ich zum Baumarkt spaziert, um für die nächste Arbeitswoche etwas zu besorgen. Unterwegs habe ich mich etwas vor der Frau am Fenster erschrocken, denn ich habe nicht sofort erkannt, dass es eine Puppe ist.

Fast jeden Tag war ich mit der Abschiedsfotodokumentation der Glockenreben auf dem Balkon beschäftigt. Ich habe große Angst nicht genug Fotos zu haben die mich über den Abschiedsschmerz hinweg trösten.

Also habe ich mich bei jedem Wetter auf den Balkon gesetzt, Tee getrunken und ein Foto gemacht.

Die ganze Woche über, ach was, schon seit mindestens einem Monat, wusste ich: Ich muss mich um einen Fotokurs kümmern denn meine Kollegin hatte gefragt, ob ich bei dem Henna – Abend ihrer Schwägerin Fotos machen kann. Üblicherweise ist sie selbst für Hochzeitsfotos und dergleichen zuständig aber diesmal wollte sie gerne mitfeiern und Halay tanzen. Schon bei der Frage geriet ich ins Schwitzen. Aber es würde auch jemand da sein und den ganzen Abend filmen und auch noch eine Freundin die Fotos macht. Ich sagte Tamam, freute mich und war gleichzeitig total aufgeregt. Aber ich hatte ja genug Zeit um herauszufinden wie meine Kamera funktioniert und wie ich in einem dunklen Saal mit buntem, blinkendem Licht so richtig tolle Fotos hinbekomme. Ich war ja so naiv. Wie konnte ich nur auf den Gedanken kommen einen Tag vor dem Ereignis könnte ich mir mal schnell alles erklären lassen? Wo ich mich doch kenne und weiß wie unheimlich schnell genervt ich bin, wenn ich etwas nicht sofort verstehe, etwas nicht sofort klappt oder länger dauert als ich es gerne hätte. Schlimm. Immerhin habe ich nicht erst am Freitag um Erklärung gebeten, sondern am Donnerstag damit begonnen mir Dinge über ISO, Blende, das obere Rädchen und das untere Rädchen und so weiter, erklären zu lassen. Die wunderbare Lehrerin war unglaublich geduldig und ich eine zickige Schülerin. Nach 45 Minuten kroch dann auch die Ungeduld in mir herauf, ich wurde müde und noch zickiger. Die Lehrerin blieb immer noch geduldig und freundlich und versprach mir weitere Unterstützung am nächsten Tag. Und falls jemand glaubt wir hätten telefoniert oder gar geskypet: Wir finden telefonieren schrecklich. Alle beide. Und wir finden auch skypen schrecklich. Alle beide. Also haben wir uns hin&her geschrieben und Bildchen geschickt. Am nächsten Tag kam ich um 15:30 von der Arbeit. Und war so müde. Und musste noch so viel erledigen. Und mich ausgehfein machen und den Fotokurs beenden. Und es kamen natürlich auch noch unvorhergesehene Dinge dazwischen. Es endete damit, das mir kleine Erklärungsvideos geschickt wurden, ich zwischendrin immer verzweifelter wurde. Die geduldigste Lehrerin noch geduldiger wurde und mir auf dem Weg zum Henna – Abend noch weitere Erklärungsvideos schickte. Ach, ach ich fühlte mich unfähig und war so wütend auf mich weil ich IMMER bis zur letzten Minute warte und dann IMMER ungeduldig bin. Aber es war nun nicht zu ändern. Also rein zur Party, losknipsen und das Beste hoffen. Beruhigt hat mich, dass ich nicht die einzige Fotografin war (Denn ich bin keine Fotografin! sondern Sozialarbeiterin. Was hab ich mir nur dabei gedacht?). Es gab ja noch die echte Fotografin. Und so knipste ich drauf los, hatte Spaß, hab getanzt und eine Menge rasiermesserscharfe Fotos gemacht und vielleicht auch ein paar Fotos die der Kollegin und dem Brautpaar gefallen.

Am Samstag habe so sehr lange geschlafen, bis 10:30. Und dann mit dem Besuch aus Köln (der am Abend zuvor gekommen war) gefrühstückt und dabei erzählt. Leider hat sich der Besuch um 12 Uhr schon wieder verabschiedet. Beinahe hätte ich mich gleich wieder ins Bett gelegt. Aber dann war ich doch zu neugierig was aus den Henna – Abend Fotos wohl geworden ist. Ich sage hier mal nicht wie viele Fotos ich geknipst habe. Es waren viele. Davon gefallen mir vielleicht 30%. Und dem Brautpaar vielleicht 10% – wenn ich optimistisch bin. Ich bin wirklich froh, mein Brot nicht als Hochzeitsfotografin verdienen zu müssen – wo ich doch so gerne esse. Mitten in der desillusionierenden Sichtung der Fotos kam eine Einladung. Die liebste H. war in der Stadt und wollte gerne mit mir ins Café. Und so verbrachte ich ein paar schöne Stunden und hörte mir einige von den wild-lustigen Geschichten an, die die H. immer so schön erzählen kann. Später dann fand ich auch Frieden mit den Party – Fotos.

Der Samstagmorgen. Zum letzten Mal ohne Fenster. Dafür hab ich extra die Lieblingssocken angezogen.

Und dann war die Zeit des endgültigen Glockenreben- und Balkon Abschiedes gekommen. Es ist mir so sehr schwergefallen.

 

Was ein klitzekleinwenig tröstlich war: Ich  konnte mein Abschiedsleid mit der besten Nachbarin teilen. Auch sie hatte einen wildbewucherten Balkon und musste ihn heute leerräumen. Kurz haben wir überlegt uns vor die Mülltonnen zu stellen, um ein kleines Abschiedsritual für die Rebenranken zu veranstalten.

Als ich den Balkon fertig hatte, waren die Zimmer noch leer zu räumen. Der Abschied von den alten Fenstern fällt mir auch nicht leicht. Hier war mal das Kinderzimmer von V&V, mit denen ich eine Weile zusammen gewohnt habe. Damals, es ist so 25 Jahre her, erfreuten sich window colors großer Beliebtheit. Und in all den Jahren blieben sie dort am Fenster. Nicht das ich nicht mit verschiedensten Mitteln – Messer, Fön – versucht hätte die Katzen vom Fenster zu entfernen (Warum eigentlich?), aber sie klebten einfach fest.

Schade ist es auch um die schönen Griffe. Ich habe mir aber überlegt, dass ich sie behalten werde.

Alles ist sehr leer geräumt. Nur in der Küche habe ich es noch gemütlich, weil hier schon vor ca. 1,5 Jahren eine neue Balkontür eingebaut wurde.

Was mir eine große Lehre war in dieser Woche:

Keinesfalls nochmal bis kurz vor knapp warten sondern einen Köln Besuch bei der geduldigsten Lehrerin, der besten Smilla, einplanen. Und zwar bald! Ich kann gar nicht genug DANKE sagen.

 

 

 

 

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