Gearbeitet habe ich auch, aber eigentlich war ich die ganze Woche damit beschäftigt die Treppe rauf und runter zu laufen.
Alte und neue Türen, alten und neuen Stuck anzusehen und zu überlegen was ich will.
Der neue Fake – Stuck aus Styropor macht mir die Entscheidung nicht leichter. Ich spreche mit verschiedenen Handwerkern und lasse mir ein zweites Angebot vom Vermieter schicken.
Am Samstag lese ich mir den Vertrag nochmal durch, unterschreibe ihn und bringe ihn zur Post. Danach fühle ich mich miserabel.
Und so bleibt das den restlichen Tag. Ich fahre mit Erica einkaufen, danach laufe ich durch den Friedwald, während Erica auf einer Bank sitzt – sie hat Rücken von der Gartenarbeit.
Es gibt in diesem Jahr richtig viele Heidelbeeren. Sie sind noch nicht ganz reif und ich werde wohl nächste Woche nochmal hin fahren.
Nach dem Friedwald holen wir Torte und fahren bei meiner Cousine vorbei. Sie bekommt eine neue Küche und wir sitzen in der provisorischen Gartenküche. Auch schön. Campingleben. Im Garten blühen schon die Anemonen. Ich mag die knödeligen Knospen sehr. Meine Anemone hat bisher nur Blätter.
Am Abend sitze ich auf dem Sofa und bin immer noch Umzugsunsicher und betrübt.
Sonntagmorgen, also heute, starre ich vom Bett aus auf den alten, schmutzigen Lichtschalter und könnte in Tränen ausbrechen. Den werde ich auf jeden Fall abschrauben und mitnehmen.
Ohne Yoga und Balkontee fahre ich zum Bühl und freue mich über das kühle Wasser. Auf dem Heimweg fühle ich mich wieder schwermütig. Außerdem ist heute noch der 6te Todestag von meinem Vater. Und er hat in meiner Wohnung so viel gemacht. Die Wände von zwei Zimmern verputz und in der Küche Kacheln an die Wand. Ich verabschiede mich also einmal mehr von meinem Vater und von all den Jahren in der Wohnung. Das ist sehr schwer. Und weil das ganz normal ist, beschließe ich, es für den Rest des Tages eben so sein zu lassen.
Auf dem Balkon in der neuen Wohnung wohnt eine Vogelfamilie. Das Nest ist in der Wand am Rahmen der Balkontür. Ich würde gerne wissen, was es für Vögel sind. Die Kleinen schreien unentwegt nach Futter und die Eltern sind sehr aufgeregt, wenn ich die Balkontür öffne. Vermutlich werden wir uns bald den Balkon teilen müssen. Ich hoffe sie sind damit einverstanden.
Was sonst noch passiert ist: Ich habe am Donnerstag einen Brief geöffnet, der schon vor einer Weile gekommen ist. Er sah aber so langweilig aus, deshalb hab ich ihn erstmal liegengelassen und dann vergessen. Es war die Aufforderung zum 10. Juli unverzüglich, sofort, dalli dalli, meine Steuer für 2018 abzugeben. Strafe bei Ignoranz: 200€. Glücklicherweise habe ich eine ausgesprochen nette und tiefenentspannte Steuerberaterin. Ich habe also am Freitag Abend, der ja normalerweise ein Pizza-Freitag oder Yoga – Freitag ist, oder beides, auf dem Boden gesessen und Quittungen sortiert, um sie am Samstag sofort zur Post zu bringen. Mehr Aufregung kann ich gerade wirklich nicht gebrauchen.
Da fallen mir noch die Johannisbeeren im Kühlschrank ein, die Erica für mich gepflückt und entknurpselt hat. Schnell noch Marmelade kochen.
4