Das ist zwar nicht mein Lieblingsfoto des Jahres, aber es zeigt einen sehr glücklichen Moment. Es wurde von Smilla mit dem Handy an unserem letzten Istanbul Tag geschossen.
Zu Beginn des Jahres dachte ich Ahhh, ich werde 60, das wird sicher ein richtig tolles Jahr und ich überlege mir ganz viele tolle Sachen und reise herum. Niemals hätte ich gedacht, dass es, aus vielerlei Gründen, das Schrecklichste der letzten 10 Jahre sein wird. Ich habe mir zwar viel Mühe gegeben und auch tolle Reisen unternommen und schöne Dinge erlebt und, ja, glücklich kann man in einem schrecklichen Jahr auch sein, aber es ändert nichts daran, dass ich froh bin, dass es nun zu Ende ist.
In der letzten Woche habe ich dauernd darauf gewartet, dass in mir drin der Impuls zum Jahresrückblick entsteht. Es war allerdings so, als hätte sich das Jahr in mir festgebissen und ich würde es einfach nicht loswerden. Aber gestern Abend war es endlich so weit und ich konnte anfangen, in großen eiligen Schritten durch das Jahr zu gehen und die vielen schönen Momente zu sehen.
Das ist mein allerliebstes Lieblingsfoto des Jahres. Der große Mr. Vrećo im kleinen Omiš, Kroatien.
Nach längerem hin und her überlegen schreibe ich einfach den gleichen Satz wie im letzten Jahr: So ganz ohne Nachdenken und im ersten Augenblick, fällt mir zum vergangenen Jahr anstrengend ein. Schade, dass das in diesem Jahr auch so war. Und das lag hauptsächlich an der trostlosen Weltlage und den großen Schritten, mit denen es immer mehr nach rechts geht in Deutschland. Trotzdem oder gerade auch deshalb war es gut, dass ich mich nochmal an die vielen schönen Momente des Jahres erinnert habe. Hier kommen sie.
So ganz ohne nachdenken und im ersten Augenblick fällt mir zum vergangenen Jahr anstrengend ein. Ich habe mich oft erschöpft gefühlt und mir unterschiedlichste Sorgen gemacht, besonders über das Weltgeschehen. Aber glücklicherweise gab es auch wieder so viele schöne Erlebnisse und Momente. Hier kommen einige davon.
Sehr schwer fällt es mir gerade auf das Jahr zurückzublicken. Mein erster Gedanke ist: Alles langweilig. Oft sehr grau. Ich fühle mich absolut uninspiriert. Und dann finde ich das Foto da oben und denke mir: Ach, da war doch dieser ganz wunderbare Tag mit der Freundin in Istanbul….und schon wendet sich das Blatt.
Ich starte meinen Blick zurück auf 2020 mit einem Foto was noch viel älter ist. Istanbul, August 2015. Die kleine rote Katze schläft auf dem Tisch vom Teegarten. Würde sie die Augen öffnen könnte sie das Wasser vom Bosporus glitzern sehen. Ich bin mit meinen Hobbyfotografinnen- Fotos auch bei Instagram unterwegs. Dort habe ich sage und schreibe 265 follower (bei über 2000 Posts) und für ein Foto bekomme ich so zwischen 25 und 60 Like-Herzen. Und dann plötzlich Mitte August – Zack! 111 Herzen für dieses Foto. Ich mache jetzt einfach weiter mit Katzen. Das war also mein großer Erfolg in 2020. Darüber darf jetzt gerne gelacht werden.
Zurückblicken auf das vergangene Jahr ist ein schönes Ritual. Diesmal schaue ich nicht nur auf das eine, vergangene Jahr, sondern auf ein ganzes Jahrzehnt. Damit habe ich schon vor ein paar Wochen begonnen, denn ein Jahrzehnt braucht sehr viel mehr Zeit als ein einzelnes Jahr. Richtig Mühe gegeben habe ich mir auch. Ich habe sämtliche Kalender und Tagebücher hervorgekramt, Jahr für Jahr durchforstet und mir jeweils Stichpunkte dazu aufgeschrieben. Fleißig, fleißig. Es folgt eine kurze Zusammenfassung, denn eine lange Abhandlung darüber, was alles so los war bei mir in den letzten 10 Jahren ist womöglich für die Eine oder den Anderen etwas zu langweilig.
Das Jahrzehnt begann mit desolater psychischer Gesundheit. Ich war wegen Burnout Depression oder nur Depression, wer kann das schon sagen, insgesamt 10 Monate krank geschrieben. Aber im April 2010 geht es mir besser und ich beginne mit einem neuen Job und dort bin ich bis heute. Ich beginne auch eine zweite Yoga-Ausbildung und beende sie 2 Jahre später. Ich überlege mit der damaligen Frau meines Herzens ob wir in Kassel oder in Berlin leben wollen. Wir entscheiden uns für Kassel und trennen uns 1 Jahr später. 2013 besuche ich zum ersten Mal Istanbul, bin verzaubert und bin seither jedes Jahr einmal dort. 2013/14 bin ich oft in Berlin weil ich noch eine Yoga-Ausbildung in einem anderen Stil lerne. Im April 2014 stirbt mein Vater, für mich sehr überraschend, an Krebs und ich fahre einen Monat später für 5 Wochen nach Istanbul. Dort feiere ich meinen 50sten Geburtstag und bekomme Besuch von 10 Lieblingsmenschen. In diesen 5 Wochen liegen Trauer und Glück eng beieinander und das bleibt noch eine ganze Weile so. Nach dem Tod meines Vaters pendeln sich die Besuche bei Erica immer mehr ein und wir fahren sogar 2x gemeinsam in den Urlaub. Seit 2016, vielleicht auch schon etwas früher, beginnt die beste A. mir in regelmäßigen Abständen zu sagen: “Mach doch mal einen Blog. Das wird bestimmt lustig.” Ich finde ja weder mich, noch mein Leben besonders lustig, aber nun gut, ich denke darüber nach. Ich denke bis zum Juni 2017 nach und dann steht plötzlich der weisse Elefant vor meiner Tür und hat seit dieser Zeit fast jede Woche irgendetwas zu erzählen. Ende 2017 bin ich mit der Yoga – Therapie Ausbildung fertig, sie hat ein Jahr gedauert und seither mache ich JEDEN Morgen Yoga. Erstaunlich. Neben oder trotz all dieser Ereignisse sozialarbeite ich das ganze Jahrzehnt hindurch beim gleichen, netten Träger und unterrichte ganz besonders gerne Yoga. Und die Reisen nicht zu vergessen und die Bücher die ich gelesen habe und Freund*innen die ich besucht und von denen ich Besuch bekommen habe und auch die ich neu kennengelernt habe und Serien die ich geschaut und Filme die ich nicht geschaut habe und Istanbul immer wieder…..wird doch schon wieder alles viel zu lang hier. Jetzt kommt nämlich noch die Ursprungsidee. Die Ursprungsidee war: Ich suche mir aus jedem Monat von 2019 mein Lieblingsfoto oder eine besondere Erinnerung als Jahresrückblick. So wie das andere Blogger*innen so machen. Los geht’s.