
Sonntag, 1. Juni 2025
Der Wecker klingelte sehr früh am Morgen um 5:00. Mein Zug nach Mostar würde um 7:15 starten. Und weil mir an den Tagen zuvor keine Fahrkarte verkauft wurde, sondern ich auf den Reisetag verwiesen wurde, mit der Ansage, der Schalter sei ab 6:00 geöffnet, wollte ich möglichst pünktlich dort sein.

Ich lief um 5:45 los, da war es sogar noch etwas dämmerig draußen, aber trotzdem schon sehr warm.

Wie zu sehen ist, war ich um 6:10 am Bahnhof. Und dort erlebte ich überraschende Dinge. Außer mir waren noch viele andere Menschen dort. Zwei Schalter waren besetzt, aber Tickets gab es noch nicht. Erst so gegen 7:00, am besten geht man noch einen Kaffee trinken. Weil das Café recht voll war und dort auch geraucht wurde, saß ich mit meinem Cappuccino draußen in der Morgensonne. Das war ganz schön. Um 6:45 trödelte ich zurück und sah die Schalterschlange, sie ging bis zur Mitte der Bahnhofshalle. Oha, dachte ich mir und stellte mich hinten an. Am Schalter wurden noch immer keine Fahrkarten verkauft. Die Schlange wurde länger. Am zweiten Schalter konnten sich immerhin die Reisenden, die online eine Fahrkarte gekauft hatten, ihr Ticket abholen. Die Schlange wurde noch länger. Um Punkt 7:00 öffnete der Schalter. In Zeitlupe wurden Fahrkarten verkauft. Ich wurde überraschenderweise für mich selbst überhaupt nicht nervös und dachte mir, ich bin ja fast am Anfang der Schlange, irgendwie werde ich am Ende schon eine Fahrkarte bekommen und pünktlich im Zug sitzen. Um ca. 7:07 kam ein Bahnmitarbeiter von hinten angelaufen, winkte wild mit erhobenen Armen und rief, wir sollen alle schnell zum Gleis rennen und in den Zug einsteigen. Also ging ein wildes Rennen los und ich rollkofferte mit schnellen Schritten zum Zug, suchte mir einen Platz und kaufte beim Schaffner eine Fahrkarte. Also merken: entweder vorher ein Onlineticket kaufen oder einfach gegen 7:00 am Bahnhof sein und abwarten, was passiert.

Die Fahrt verlief dann völlig unaufgeregt. Ich wollte gerne mit dem Zug fahren, weil ich vor zwei Jahren von Mostar nach Sarajevo mit dem Bus gefahren. Die Strecke war so wunderschön, nämlich immer an der Neretva entlang, und auf der anderen Seite hatte ich die Eisenbahngleise gesehen. Schon damals hatte ich mir vorgestellt, dass es sicherlich auch eine sehr tolle Zugstrecke ist. Das hat sich nicht so ganz bewahrheitet, denn ich hatte die Tunnel vergessen. Natürlich ist es toll, mit dem Zug zu fahren, und die Strecke ist auch wirklich schön – wenn man eben nicht gerade durch einen Tunnel fährt. Und es gibt viele Tunnel. Deshalb bin ich jetzt eindeutig Team-Busstrecke. Beide Fahrten dauern ca. 2 Stunden und kosten zwischen 8 und 17 €. Die Zugfahrt ist günstiger, aber dafür sieht man mit dem Bus halt mehr.

Angekommen in Mostar und schon fährt der Zug weiter.

Viele Züge fahren nicht nach Mostar und überhaupt ist das Bahnnetz nicht gut ausgebaut in Bosnien und Herzegowina.

Direkt neben dem Zugbahnhof ist auch der Busbahnhof und dahinter das etwas heruntergekommene, aber trotzdem hübsche Wohnhaus.

Zuallererst lief ich vom Bahnhof aus direkt geradeaus zur Brücke, um in die schöne Neretva zu schauen. Und dabei musste ich sogar etwas weinen vor Wiedersehensglück.

Anschließend habe ich in einem Café gewartet, bis ich mein Apartment beziehen konnte.

Es war zwar leider nicht das gleiche wie vor zwei Jahren, das war leider belegt, aber im selben Gebäude. Nachdem ich mich eingerichtet hatte, machte ich mich auf den Weg zu der Badestelle, die ich vor zwei Jahren entdeckt hatte, aber wegen Krankheit nicht ausprobieren konnte.

Der Weg war lang und heiß, aber ich wurde mit Wäscheleinenpoesie unterhalten.

Die Badestelle ist dort hinten unten, sie heißt Mahala beach. Außer mir waren nur noch zwei andere Menschen dort. Beide standen nur immer mal bis zu den Knien im Wasser herum. Untergetaucht oder gar geschwommen ist niemand. Ich auch nicht. Also geschwommen nicht, aber bis zum Hals untergetaucht schon. Allerdings nur sehr, sehr kurz. Die Neretva ist sehr kalt. Ich kann es immer gar nicht richtig glauben, aber die Neretva wird in der Rangliste als der kälteste Fluss der Welt bezeichnet. Der Grund dafür ist der extrem kalte Oberlauf der 225 Meter langen Neretva, selbst im Hochsommer steigt die Wassertemperatur nicht höher als 7°. In der Arte Mediathek gibt es gerade eine kleine Dokumentation. Wer mag, schaut hier.

Gespielt wird auch.

Licht & Schatten in schmalen Gassen.

Katzenpfötchen.

Durchwachsen.

Brückensituation am Nachmittag.

So ein hübscher Sonnenschirm.

Ob ich mal wieder Postkarten verschicken sollte? Das würde ich mir überlegen, wenn ich die Schwimmsachen zu Hause abgelegt und meine Beine hochgelegt hätte.

Abendspaziergang.

Auf dem Weg zur Pizzeria kam ich an hübschen Hauswänden vorbei.

Diese hier kannte ich noch nicht.

Nicht der hübscheste Ort mit tollem Blick, aber die Pizza war super.

Eingekleidet.

Montag, 2. Juni 2025
Am nächsten Morgen und mit schönerem Licht musste nochmal ein Foto von der eingekleideten Hausruine geknipst werden.

Ich hatte trotz Hitze, es waren täglich so ca. 32°, ganz gut geschlafen. Gleich am Morgen, als es noch nicht ganz so superheiß war, spazierte ich zu meiner Badestelle. Die Brückensituation am Morgen ist oft etwas übersichtlicher.

Kurz vor dem Mahala beach kommt man am Memorial Center von Mostar vorbei. Leider war es diesmal auch wieder geschlossen.

Bei diesem zweiten Flussbad habe ich es geschafft, 2x unterzutauchen und dabei jeweils ganz schnell bis 10 zu zählen. Einen Moment habe ich noch die Füße ins Wasser baumeln lassen, bin dann aber gleich wieder aufgebrochen. Ich mußte ja noch den ganzen Weg wieder zurücklaufen, wollte noch einen Kaffee trinken und mittags die Freundinnen vom Busbahnhof abholen.

Kriegsspuren.

Herzlich.

Das habe ich auch alles geschafft. Hier gab es den Cappuccino. Mit Blick auf den Fluss und die Brücke.

Nach dem Kaffee habe ich schnell meine Sachen nach Hause gebracht, nochmal schnell geduscht und bin nach nebenan zum Busbahnhof gelaufen.

Während ich gewartet habe, gab es hübsche Schuhe zu bestaunen.

Die Freundinnen kamen später als erwartet und aus einer völlig anderen Richtung als gedacht. Aber sie waren da und das war ja die Hauptsache. Sie hatten ihre Ferienwohnung im gleichen Gebäude wie ich, wir mussten also nur ein paar Minuten laufen und schon waren wir da. Nachdem sich die beiden etwas eingerichtet hatten und ich nochmal etwas die Beine hochgelegt hatte, ging ich mit der A. zu einem ersten Erkundungsgang los. Die T. musste noch etwas ruhen und kannte Mostar schon etwas. Für die A. war alles neu und ich durfte sie bei den ersten Eindrücken begleiten.

Brückensituation. Alle warten auf den Sprung.

So glücklich sehe ich immer aus, wenn ich im kalten Neretvawasser stehe.

Nur geschaut, nichts gekauft. Schade, dass ich genug Taschen habe. Kurze Zeit später hatten wir eine Pause mit kalten Kaffeegetränken. Ich hatte schon am Tag zuvor meine Liebe für Espresso-Tonic als Sommergetränk wiederentdeckt.

Gestapelt.

Nicht schön: LGBT – freie Zone.

Schuhe und Glöckchen.

Zum Abendessen waren wir dann wieder zu dritt.

Friedhof am Abend.

Es schadet nicht, bei jeder sich bietenden Gelegenheit nochmal kurz zum Fluss abzubiegen.

Es wurden keine Birkenstöcker gekauft.

Ich mag all die Murals an den Hauswänden sehr.

Dienstag, 3. Juni 2025
Am nächsten Morgen, auf dem Weg zum Flussbad, habe ich dieses kleine Mosaik auf der Straße gefunden. Es hat mich sehr an die Rosen von Sarajevo erinnert.

Herausgewachsen.

Brückensituation. Ich bin immer über die Lučki most gelaufen, um von dort aus auf die Stari most schauen zu können.

An dieser kleinen Moschee mit dem kleinen Minarett wurde vor 2 Jahren noch fleißig gemauert. Nun ist sie fast fertig.

Geschnörkelt.

Dort unten links geht es zu meinem Mahala beach. Diesmal mit Blick auf einen großen Kran.

Beim dritten Flussbad konnte ich es noch länger im kalten Wasser aushalten. Ich wünschte, ich könnte mal einen ganzen Sommer lang dort sein. Am Ende würde ich sicher richtig im Fluss schwimmen können.

Ich hatte mich mit der A. & der T. über Ziegelbefestigungstechniken unterhalten. Hier werden sie einfach festgemauert.

Warten, bis die Schule aus ist.

Nach einem Kaffee am Fluss war ich mit A.& T. an der Koski Mehmed Pasha Moschee verabredet.

So schön war es dort. Und etwas kühl.


Diese Treppe führte im Minarett ganz nach oben. Das habe ich leider nicht geschafft. Zu eng. Da bekomme ich schlimme Platzangst. Die A. war ganz oben und die T. hatte bedauerlicherweise Knie und konnte auch nicht nach oben steigen.

Unten war es auch schön.


Bunt.

Hinterher haben wir uns wieder zusammen auf der Terrasse getroffen.

Dort lag buntes Zeug herum.

Einen schönen Flussblick gab es auch.

Nach dem Moschee-Besuch wollte ich der A. & T. noch den Scharfschützenturm zeigen.

Hier habe ich schon einmal darüber berichtet.

Was nicht vergessen werden sollte.

Beim Street Art Festival wäre ich gerne dabei gewesen.

Anschließend brauchte ich eine kleine Pause. Sich immer wieder mit dem Krieg konfrontiert zu sehen, erschöpft mich psychisch schon sehr. Und zurzeit noch einmal mehr, weil in Gaza gerade Ähnliches passiert.

Später waren wir noch im Cafe De Alma. Es liegt sehr versteckt in einer kleinen Gasse neben der Hadži Kurt Moschee. Es gibt ausschließlich traditionellen bosnischen Kaffee, und die Zubereitung wurde uns von der sehr netten Inhaberin erklärt und gezeigt.

Nach dem Kaffee haben eine ganze Weile am Wasser herumgelungert.

Auch unsere Beine brauchten dringend eine Abkühlung.

Brückensituation.

Und dann waren wir bereit für Shopping.

Das Angebot war groß und die eine oder andere war auch erfolgreich.

Und ich habe es geschafft, nichts zu kaufen. Hurra.

Ich stand einfach nur beratend zur Seite. Nachdem wir die Einkäufe zuhause abgelegt und wahrscheinlich auch nocheinmal geduscht hatten, sind wir zu einem letzten Abendessen aufgebrochen. Wir hatten uns eine Pizzeria ausgesucht die gleich um die Ecke war und sind erstmal daran vorbei gelaufen und haben uns über den weiten Weg gewundert. Als wir kurze Zeit später dann leckere Pizza vor uns stehen hatten, waren wir sehr zufrieden und hatten noch einen schönen letzten Mostar – Abend.

Mittwoch, 4. Juni 2025
Am Mittwochmorgen bin ich zwar früh aufgewacht, aber genug Zeit für ein Flussbad hatte ich leider nicht mehr.

Für einen kleinen Morgenspaziergang war nach dem Rucksack packen aber noch Zeit.

Und für einen Kaffee auch. Und dann war es Zeit den Rucksack und die Freundinnen abzuholen.

Ein letzter Blick zum alten, aber hübschen Wohnhaus.

Dort wartet der Bus schon auf uns. Los ging es über Jablanica und Konjic zurück nach Sarajevo. Die Fahrt war so schön. Immer am Fluss entlang und fast überhaupt keine Tunnel. Bye, bye Mostar bis zum nächsten Mal.
Alles was ich vor 2 Jahren in Mostar gesehen habe, ist hier und hier und hier und hier und hier zu sehen. Etwas übertriebene Verlinkung. Ach egal, nun hab ich mir ja die Mühe gemacht.
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