Auch am Freitagmorgen ging es meinem Magen noch nicht wieder richtig gut. Mir war weder nach Yoga noch nach Kaffee.
Ausgestattet mit Cola und Crackern lief ich am Wasser entlang zur Agentur, bei der ich einen Stadtspaziergang buchen wollte.
Das ganze Flussufer ist gesäumt mit Plakaten vom Sarajevo Film Festival. Gerne würde ich bei der nächsten Sarajevo Reise auch einmal das Filmfestival besuchen.
Weil ich zuerst nur Augen für die Fenster hatte, habe ich nicht gemerkt, dass ich mit dem Rücken direkt vor der Agentur stand.
Es war kurz vor 10 und um 10:30 würde sogar ein deutscher Rundgang starten.
Normalerweise hätte ich bis dahin einen Kaffee getrunken, aber diesmal bin ich einfach nur durch die Straßen gelaufen.
Aus diesem kleinen Musikladen drang mir plötzlich ein Lied von Božo Vrećo in die Ohren. So schön war das.
Vielleicht sollte ich schon mal an den nächsten Winter denken.
Katze des Tages bewacht die Juwelen.
Zurück am Treffpunkt ging es gleich los. Zuallererst über die Lateinerbrücke.
Dort gab es einen Platz im Schatten mit Blick auf die Brücke und das Muzej Sarajeva. Das Museum befindet sich direkt an der Straßenecke, an der im Juni 1914 der Thronfolger Österreich-Ungarns, Erzherzog Franz Ferdinand ermordet und damit der 1. Weltkrieg ausgelöst wurde.
Am Ufer entlang laufen wir zum Inat Kuća.
Die Geschichte zum Haus geht ungefähr so: Als Österreich-Ungarn in Bosnien & Herzegowina an die Macht kam, wurde als Standort für den Bau des Rathauses das rechte Ufer der Miljacka festgelegt. Aufgrund der Bauarbeiten musste ein Haus und zwei Restaurants abgerissen werden. Der Besitzer des Hauses war damit nicht einverstanden und verlangte nach langen Verhandlungen, dass sie ihn in Dukaten bezahlen und zusätzlich sein Haus Stein für Stein auf der anderen Seite des Ufers wieder aufbauen. So geschah es und so wird es nun auch Haus des Trotzes Inat Kuća genannt.
Das schöne ehemalige Rathaus, die Vijećnic ist eines der bekanntesten Gebäude der Stadt. Hier befindet sich die Nationalbibliothek, Teile der Stadtverwaltung und eine Ausstellung zur Stadtgeschichte.
Von dort aus ging es in die Baščaršija den früheren Basar, die Altstadt von Sarajevo.
In der Kupfergasse haben wir einen kleinen Laden besucht, in dem, nicht nur aus Kupfer, allerlei Kännchen, Lampen, Schmuck etc. hergestellt wurde.
Wir durften dabei zusehen.
Außerdem wird auch das Metall der Kriegsmunition verwendet. So wird der Schrecken und das Leid, welches der Krieg gebracht hat, transformiert und es entsteht etwas Schönes. Es ist eine besondere Art der Wiederaneignung, wenn ich die Erklärung richtig verstanden habe.
Mir fällt es trotzdem schwer, Kugelschreibern aus Patronenhülsen etwas Schönes abzugewinnen. Ich komme vielleicht nochmal zurück und schaue mir die Lesezeichen an.
In der Baščaršija ist auch die Gazi Husrev-Beg Moschee, sie ist die größte und älteste Moschee von Bosnien & Herzegowina.
Während ich der netten Adisa zugehört habe, die uns etwas über die Moschee und die dazugehörige Koranschule erzählt hat, hat dieses Kind die ganze Zeit am Brunnen gehockt und mit dem Wasser gespielt und der Vater stand geduldig daneben.
Diese ältere Dame zupft ihr Tuch für den Moschee-Besuch zurecht.
Wir sind an mehreren Rosen von Sarajevo vorbeigekommen.
Die Rosen von Sarajevo Sarajevske ruže sind ein Denkmal in den Straßen von Sarajevo. Während der Belagerung durch die serbischen Truppen schlugen täglich ca. 300 Geschosse in Sarajevo ein und töteten unzählige Zivilist*innen. Die Granateneinschläge haben im Asphalt Spuren hinterlassen, die an Blumen erinnern. Sie wurden von den Bewohner*innen mit rotem Harz markiert, um daran zu erinnern, dass an dieser Stelle Menschen zu Tode kamen. Zusätzlich ist auch noch eine Gedenktafel mit den Namen der Opfer angebracht.
Vječna vatra, die ewige Flamme Sarajevos. Denkmal für die Opfer des Zweiten Weltkriegs in Sarajevo, Bosnien & Herzegowina. Es wurde am ersten Jahrestag, dem 6. April 1946, der Befreiung Sarajevos von der vierjährigen Besetzung durch Nazideutschland und dem faschistischen unabhängigen Staat Kroatien, eingeweiht.
Die ewige Flamme war die letzte Station des Rundgangs. Danach lief ich langsam zurück. Ich hatte viel Input zum Nachdenken bekommen.
Grüne Katze. Frech.
Wieder am gelbgrünen Haus vorbei.
Drahtseilkunst über der Miljacka.
Vielleicht sind die Figuren auch aus Patronenhülsen. Ich kann es nicht erkennen.
Dort drüben wohne ich. Der Balkon ganz genau in der Mitte gehört zu meinem Apartment. Ist aber ja nun leider zugeschraubt. Es folgt eine längere Mittagspause.
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