Auf der Fahrt vom Bahnhof durch die Stadt war ich ein wenig eingeschüchtert von Meknès. Alles war so ganz anders, staubiger, schmutziger und ärmer als im schicken Rabat und wuseligen Tanger.
Aber nachdem ich mit dem Rollkoffer durch die Medina geholpert war und die Tür zum Riad sich geöffnet hatte, befand ich mich im Paradies. Und so sollte es auch bleiben.
Zuerst war da mal der wunderschöne Innenhof.
Und dann die roten Dromedare.
Der Platz vor meinem Zimmer.
Und die Dachterrasse nicht zu vergessen.
Das Riad war so wunderschön, dass ich kurz überlegte, ob es überhaupt einen Grund gäbe, hinaus in die Medina und die Welt zu gehen.
Der Grund war dann Hunger und Neugier. Deshalb hab ich die pinkroten Würstchen probiert, die ich schon in Rabat gesehen hatte. Sie kamen zusammen mit kleingeschnittenen Tomatenstückchen und Zwiebeln in ein Brot hinein. Und es sah aus, als wäre es ein Brot gefüllt mit roter Bete und Salat. Und nach Würstchen geschmeckt hat es auch nicht. Ich konnte mir also durchaus einbilden, es sei vegetarisch. Irgendwie seltsam aber lecker.
Währenddessen verfärbte sich der Himmel.
Es fehlte nur noch etwas Süßes. Ich wollte keine gemischten Nüsse in bunten Tütchen, sondern nur Mandeln. Habe ich auch bekommen. Sehr gut.
Heimweghimmel. Als ich im Bett lag konnte ich erstmal nicht schlafen und musste noch ein wenig im hübschen Zimmer herumgucken. Und lesen. Und schreiben. Aber dann fielen mir die Augen zu.
Am nächsten Morgen bin ich gleich nach dem Yoga mit Tee auf die Dachterrasse und hab dort ein wenig gesessen. Dann gab es ein ziemlich tolles Frühstück. Nur für den Kaffee habe ich mir etwas später einen anderen Ort gesucht.
Meknès ist, wie auch Rabat, eine der vier Königsstädte Marokkos. Die Stadt wurde im elften Jahrhundert von der Almoraviden-Dynastie gegründet und war von 1672 bis 1727 unter der Herrschaft des alawitischen Sultans Moulay Ismail die Hauptstadt von Marokko. Habe ich mir gerade mal schnell angelesen. Das Bab Mansour oder auch Siegestor zählt zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten von Marokko und wurde gerade restauriert. Deshalb hängt ein, ich vermute fast originalgroßes Foto vor dem eigentlichen Tor. Die gesamte Altstadt wurde von der UNESCO 1996 in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.
Eines der etwas kleineren Tore nebenan konnte ich aber bewundern. Und während ich dort auf der Suche nach einem Café so entlangging, das Tor bewunderte und dabei nach oben schaute, sah ich 3 Störche am Himmel fliegen. Beinahe hätte ich vor Freude laut Schaut doch mal, da oben, da, da! gerufen, das konnte ich mir gerade noch verkneifen. Und ich sah auch nicht zum ersten Mal Störche in Marokko, aber es war bei diesem Besuch das erste Mal und ich hab mich so gefreut.
Und dann stand ich vor dem schönen Tor des Mausoleums von Moulay Ismail und hatte erstmal nur Augen für die Störche.
Ich mag die wirklich gern.
Aber dann zum Mausoleum. Das Mausoleum ist eine Grabmoschee und befindet sich innerhalb des ehemaligen Palastbezirks. Auch dort ist momentan alles eine riesige Baustelle. Wie gut, dass ich Baustellen so gern mag, sonst hätte man schon enttäuscht sein können. Üblicherweise kann man das Mausoleum besuchen, aber momentan wird auch dort gerade gebauarbeitet.
Ich bin einfach immer weiter durch und um die ganze Palastanlage gelaufen.
Und kam an verschiedensten Toren vorbei und vor fast jedem Tor stand ein Baugerüst.
Dann bin ich einmal ganz um den Gebäudekomplex Heri es-Souani herumgelaufen. Das ist ein riesiger Vorratsspeicher mit Stallungen und einem großen Wasserbecken am Rand. Und momentan, wie sollte es anders sein, eine riesige Baustelle.
Normalerweise ist die ganze Fläche vom Zaun bis fast ganz hinten an der Mauer voller Wasser.
Alte Mauer. Es ist also wirklich nötig sie zu restaurieren, bevor sie ganz zerfällt.
Maurerarbeiten.
Auch neben der Baustelle gehen die Bauarbeiten weiter.
Der letzte Teil des Weges führt wieder an einer langen Mauer entlang.
Dann komme ich noch am schicken Riad Golf Stinia vorbei. Dort trinke ich auf der Dachterrasse einen nicht so tollen Kaffee. Aber die Sitzmöbel waren wunderschön.
Ich kann auch einen Blick auf den Golfplatz werfen. Hatte gerade im Roman von Leïla Slimani, Schaut, wie wir tanzen gelesen, dass Golf ein beliebter Sport in Marokko ist. Da wäre ich niemals drauf gekommen.
Ausnahmsweise noch ein Blick in eine andere Richtung ohne Baustelle und stattdessen auf einen geschlossenen Vergnügungspark.
Und wieder am Tor vorbei.
Dann ging es noch über den großen Platz Lalla Aouda an dem die Kutschen warten, mit denen ich mich auch durch das Palastgelände hätte kutschieren lassen können.
Nach dem langen Spaziergang brauchte ich eine Pause und lief zurück durch all die kleinen Gassen in der Medina.
Garnröllchen.
Gemüse, Gemüse.
Dafür hatte ich mir ein Restaurant gegenüber vom Bab Mansour ausgesucht, mit Blick auf den berühmten El Hedime Platz . Der, wie kann es anders sein, auch gerade eine große Baustelle ist.
Ich trinke dort Orangensaft und esse was mit Auberginen und gucke so herum. Schön.
Nach dem Essen mache ich mich wieder auf den Rückweg. Nochmal direkt durch die Baustelle hindurch und durch viele kleine Gassen durch den Souk. Vorbei an sämtlichen Dingen für den täglichen Hausbedarf, Plastikbehältnissen, Besen, Eimern, Turn- und anderen Schuhen, Plüschwolldecken, Schlafbekleidung in bunten Farben, Kinderkleidung, Kinderspielzeug, Tee- und Espressokannen, Mülleimern, Unterwäsche, Oberbekleidung, Hygieneartikeln und unendlich vielen langen Gewändern.
Und da konnte ich dann irgendwann einfach nicht mehr widerstehen und habe nun ein blaues langes Gewand, was ich zu Hause nur heimlich tragen werde und ansonsten muss es mit auf die nächste Marokko-Reise. Zu meiner Entschuldigung kann ich sagen, dass meine Kleidungsstücke mittlerweile alle so verstaubt und verschwitzt waren, dass ich dringend etwas Sauberes anziehen wollte.
Am letzten Morgen noch ein Blick über die Dächer.
Und ein Blick nach unten. Von dort werden mir Blicke nach oben zugeworfen. Sieht irgendwie flehentlich aus. Ich hab aber bedauerlicherweise kein Futter.
Der Abschied von Meknès fällt mir richtig schwer. Aber alles ist fertig, Koffer gepackt, am Bahnhof noch ein Kaffee und dann geht es weiter nach Fes.
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Ach – endlich komm ich zum lesen und Fotos gucken – wie toll, dass du das machst – DANKE!
Ich Danke Dir fürs schauen und lesen. Sehr.