Vor einem Jahr konnte ich noch hier sitzen, Çay trinken und über den Bosporus schauen. Jetzt steht hier eine kleines Haus es sieht aus wie aus Pappe, viel Geröll und Schutt und allerlei Baufahrzeuge. Davor ein Bauzaun und davor der kleine Park. Der sieht auch nicht mehr aus wie im letzten Jahr. Gestern wurde der Rollrasen in kleinen Quadraten geliefert und es wurde begonnen ihn auszurollen. Heute ist alles fertig – bis auf die Flächen für die der Rollrasen nicht gereicht hat. Dafür wurden an den Rändern türkische Nelken, die bei uns Tagetes oder auch Studentenblumen heißen, gepflanzt.
Wenn man aber ein kleines Stückchen weiter nach rechts geht dann findet man dort einen Çay Bahçesi. Er ist kleiner als der von vor einem Jahr und zuerst war ich beleidigt, wollte dort nicht sitzen und konnte mir nicht vorstellen den Blick genießen zu können.
Heute bin ich dann aber nach dem Yoga doch runter zum Wasser gelaufen.
Die Menschen saßen dort genauso wie vor einem Jahr. Çay trinkend, mit Freund*innen plaudernd, den großen Tankern und kleinen Fischerbooten und den Möven zusehend, so als wäre nichts passiert in der Zwischenzeit. Sie hatten sich ihren Ort wieder angeeignet oder auch zurückerobert.
Nur ein Angler hat sich noch nicht wieder eingefumden.
Und ich?
Ich habe mich dazu gesetzt, einen Çay bestellt und mich versöhnt gefühlt.
Das Wort des Tages: