Nach dem Blick auf die Wetter-App war mir klar, dass es eine gute Idee ist, am Nachmittag zur Olympia Bob- und Rodelbahn Trebević zu gehen. Für Samstag war ausdauerndes Regenwetter angesagt.
Die Bob- und Rodelbahn war eine Kunsteisbahn am Nordhang des Trebević Berges. Sie war bei den Olympischen Spielen 1984 Austragungsort für die Wettbewerbe im Rennrodeln und Bobfahren.
Um zur Seilbahn zu kommen, musste ich ca. 20 Minuten laufen. Natürlich am Fluss entlang.
Ich mag das kleine eingeklemmte Haus.
Hochzeitsgesellschaft vorm Hamam.
Careva džamija – Kaisermoschee.
Am Ticketschalter der Seilbahn traf ich die Hochzeitsgesellschaft wieder, die ich am Hamam gesehen hatte. Die Mutter oder Schwiegermutter der Braut (ich habe leider vergessen zu fragen) lebt seit ihrer Flucht vor über 30 Jahren in Deutschland. Sie kommt aus einem kleineren Ort in der Nähe von Sarajevo und war bisher noch nie in Sarajevo gewesen. Aber das Hochzeitspaar wollte gerne einen Teil der Hochzeit in der Heimat der Eltern verbringen. Und sie wollten auch unbedingt, trotz großer Hitze, mit der Seilbahn auf den Trebević Berg fahren. Die Mutter hat mir erzählt, dass sie nur selten nach Bosnien fährt, weil es immer so traurig ist mit all den schrecklichen Erinnerungen. Da mussten wir beide gleich mal ein wenig weinen. Aber heute war ein schöner Tag und so habe ich der ganzen Gesellschaft eine schöne Zeit auf dem Berg in der Abendsonne gewünscht und dann sind wir in getrennten Gondeln losgefahren und haben uns zugewunken.
Oben angekommen hab ich mich zuerst mithilfe einer großen Karte am Wegesrand orientiert und dann war es nur ein Weg von 10 Minuten und schon waren die ersten Ruinen zu sehen.
Es gibt gar nicht so viel dazu zu sagen. Nur vielleicht, dass die Stimmung seltsam friedlich und auch etwas unheimlich war. So wirken Ruinen oft auf mich. Dazu kam noch das Licht am späten Nachmittag. Einen Teil der besonderen Stimmung machten aber auch die Informationen vom Vormittag aus. Da hatte uns Adisa darüber berichtet, dass die Bob-Bahn durch ihre Lage in den Bergen und die Deckung, die sie bietet, während der Belagerung Sarajevos durch die Serben dazu genutzt wurde, die Stadt täglich mit hunderten Granaten zu beschießen. Dieses Wissen trug bei mir dazu bei, dass ich mir nicht einfach nur entspannt und neugierig alles ansehen konnte, sondern gleichzeitig auch immer die schrecklichen Kriegsbilder im Kopf hatte.
Aus etwas Entfernung sahen die Teile der Bahn aus wie riesige Kolosse im Wald.
Irgendwann war es genug und ich brauchte etwas Freundliches und Helles und Lebendiges.
Wie gut, dass dort so viele Schmetterlinge herumflogen.
Und auch eine Menge Mücken. Dachte ich zumindest und befürchtete viel Stiche versorgen zu müssen am Abend. So war es aber überhaupt nicht. Glück gehabt.
Einen tollen Blick hat man natürlich auch von dort oben. Zurück ging es auch wieder mit der Trebević-Seilbahn. Bevor ich mir so Unternehmungen mit Seilbahn Fortbewegung starte, bin ich immer sehr aufgeregt. Aber ich war ja nun den Berg hinauf gefahren und würde deshalb auch wieder hinunterkommen.
Kleiner Info-Block: Die Trebević-Seilbahn führt von der Innenstadt Sarajevos auf die Hänge des Trebević Berges. Sie wurde 1959 eröffnet und spielte während Olympischen Winterspiele 1984 eine besondere Rolle, das sie den Zugang von der Stadt zu den Wettkampfstätten erleichterte. Während des Krieges von 1992 bis 1995 wurde sie zerstört und 2017 wieder aufgebaut und 2018 erneut in Betrieb genommen.
Auf dem Heimweg wieder schöne Fenster gesehen.
Abendkatze.
Abendgeglitzer.
Das war ein schöner Tag.
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