In der letzten Woche hatte ich die Idee an meinem Geburtstag einen Ausflug mit Übernachtung zu machen. Denn da die eine Hälfte der Freund*innen im Urlaub war und die andere Hälfte arbeiten musste ich aber nicht arbeiten wollte, musste ich mir was einfallen lassen. Also ein Ausflug mit Übernachtung. Und schnell war ein Ziel gefunden. Oberorke am Edersee. Dort war ich vor 2 (oder 3?) Jahren mal mit der A. an ihrem Geburtstag gewesen. Es gab dort Sauna, Pool, Yoga, Essen und eine große Menge Natur. Und Hotelzimmer zum Übernachten. Und weil ich mich darauf seit dem Entschluss dort hinzufahren freute, fühlten sich die Tage vorher schon wie Geburtstag an. Am Dienstag bin ich schon am Mittag losgefahren und war um 15 Uhr dort. Schnell das Zimmer bezogen.
Badesachen angezogen und ab an den Pool, etwas hin und her geschwommen, in der Sonne getrocknet, zur Yogastunde geschlendert und anschließend wieder an den Pool. Bis der Hunger sehr groß wurde. Selbstverständlich gab es auch ein Restaurant in dem ich ein tolles Abendessen bekam. Niemals zuvor hatte ich Avocado Tatar gegessen. Könnte ich aber gerne in Zukunft jeden Tag.
Weil der Abend noch so schön warm war, machte ich mich auf den Weg zu einem kleinen Rundgang durch die Felder. Ohne Schuhe, denn aufs barfuß laufen hatte ich mich auch schon so gefreut. Am Ende der ersten Wiese bin ich in einen Weg abgebogen, der am Waldrand entlang ging. Dort gab sowas wie eine Reihenhaussiedlung für Vögel. Im Abstand von 10 Metern jeweils ein Vogelhaus mit Hausnummer.
Am Ende der Siedlung bin ich nach rechts abgebogen. Auf der nächsten großen Wiese auf der linken Seite, ganz oben auf dem Hügel stand eine Schaukel. Besonders weit war ich noch nicht gelaufen aber natürlich konnte ich nicht einfach vorbei gehen, sondern musste eine Runde schaukeln.
Hinter der Wiese mit der Schaukel ging es in den Wald hinein. Es wurde schon langsam etwas dunkler, aber ich wollte trotzdem noch ein wenig durch den Wald laufen. Der Boden war nicht ganz frei von Steinen, aber ich konnte trotzdem gut barfuß dort lang laufen. Zuerst fiel mir der wunderbare Geruch auf. Irgendetwas unbekanntes blühte dort und verströmte diesen Geruch. Vögel zwitscherten, andere Vogel schrien laut, es knackste und knisterte überall und ich fühlte mich wunderbar und lief immer weiter bis ich irgendwann zuerst einen Hund sehr laut bellen und dann auch Zweige knacken hörte. Ich blieb stehen und schaute in die Richtung, aus der das bellen kam. Dort lief kein Hund, sondern ein junger Hirsch durch den Wald und bellte so laut, das es zum Fürchten war. (An dem Abend dachte ich noch, es sei ein Reh, aber die schlaue Kollegin sagte mir dann zwei Tage später, das junge Hirsche solche bellende Laute von sich geben wenn, sie in der Brunft sind) Und weil es sich so zum Fürchten angehört hat, bin ich auf leisen Sohlen, begleitet von dem lauten bellen umgekehrt. Es wurde immer dämmeriger, während ich zurücklief und dann sah ich zwischen den Bäumen etwas großes weißes und fing sofort an mich zu ärgern über Leute die eine große weiße Plastiktüte einfach in den Wald werfen. Vielleicht war es auch keine Plastiktüte. Es bewegte sich ein wenig, dabei wehte kein Wind. Mal schnell durch die Kamera schauen und heranzoomen. Oh. Ein Reh. Ein weißes Reh. Immerzu starrte ich ungläubig auf das Reh und dann das Reh zu mir, dann fraß es wieder ein wenig, schaute wieder hoch, verschwand dann zwischen den Bäumen und ließ mich sprachlos zurück. Hier folgt nun nicht das Hammer_Foto vom weißen Reh, was wahrscheinlich sogar ein Einhorn war, sondern eher so die Kategorie “Verhuscht vor Schreck”. Aber es ist doch wirklich eindeutig weiß. Und ein Reh. Oder junger Hirsch. Und keine Plastiktüte.
Auf dem restlichen Heimweg sehr glücklich gewesen. Auf der Terrasse statt Dessert noch einen Aperol Sprizz getrunken, mich über das bequeme Bett gefreut, gut und tief geschlafen.
Am nächsten Morgen um 8 Uhr war ich die Einzige im Pool.
Anschließend habe ich mich nochmal mit Buch ins Bett gelegt. Sehr gemütlich. Später, nach dem Frühstück um 11 Uhr bin ich nochmal zu einem längeren Spaziergang aufgebrochen. Es gab drei Rundwege. Ich habe mir den 7 km Rundweg ausgesucht und vorher mal ausgerechnet wie lange ich dazu wohl brauche. Durchschnittlich so 5km/h aber, weil ich ja barfuß laufe, habe ich mit ca. 2,5 Stunden gerechnet. Also los geht es in den Wald hinein.
Der Weg, den ich ausgesucht hatte, hieß irgend etwas mit 8, scheinbar bin ich aber wo falsch abgebogen denn plötzlich lief ich auf irgendwas mit 9. Auch egal. Schön war es trotzdem. Im Wald gab es sogar mal eine Stelle mit einer schönen Pfütze. Trotz der großen Trockenheit des Sommers.
Und da sich der Sommer dem Ende zuneigt, habe ich die erste Herbstzeitlose gefunden.
Das Getreide unter den Füssen war ganz warm.
Als ich von den Füßen im Getreide wieder nach oben schaute, saß weit hinten auf dem Weg ein Hase. Oder vielleicht ein Reh? Ach nein, es ist ja ein Fuchs. Ich sollte mir mal Gedanken über meine Brille machen. Ich beobachtete den Fuchs, der Fuchs beobachtete mich. So sind wohl die Begegnungen, die man in Wald&Flur so hat. Gegenseitiges begucken und dann seiner Wege gehen. schön. Kein Foto vom Fuchs. Gräser in der Sonne.
Weiter laufen. Ich biege mal ab vom irgend was mit 9 Weg. Mal sehen was sich so auf einem Weg ohne Namen findet. Ein abgebrochener Ast. Und schon schlägt das Aufräum-Gen von Erica durch. Ich versuche den Ast aus dem Weg zu räumen. Der ist aber wirklich schwer und so muss ich ihn liegen lassen.
Ich laufe und laufe. Und immer weiter. Ein Ende ist nicht in Sicht. Ein neuer Weg mit Nummer auch nicht. Abbiegen will ich lieber nicht. Irgendwohin muss dieser Weg ja führen. Tut er auch. An eine Straße. Ich setze mich an den Straßenrand mit Blick über Wiesen und Wald und überlege in welche Richtung ich wohl laufen sollte. Ich entscheide mich für die richtige Richtung – das stellt sich aber erst nach einer halben Stunde heraus.
Und so laufe ich weiter. Zuerst direkt an der Straße entlang. Nicht so schön denn der Asphalt ist wirklich heiß. Autos begegnen mir erfreulicherweise nicht. Dann kann ich aber auch wieder auf einen Feldweg abbiegen. Vorbei an Büschen mit dicken Schlehen.
Einem Hochsitz mit Werbung für eine Kaffee – Sorte.
Und harzbekleckerte Tannenzapfen.
Ganz zum Schluss komme ich noch an der Schaukel vom Vorabend vorbei und bin dann bald zurück am Hotel. Dort tauche ich erstmal sofort in den Pool ein und lege mich dann sehr müde auf den Liegestuhl. Letztendlich war ich 3,5 Stunden unterwegs. Das wundert mich nun nicht, denn ich kenne mich ja und weiß, dass meine Spaziergänge immer länger dauern als gedacht. Am Abend dann, zurück in Kassel, gehe ich noch mit S. und I. zusammen essen und falle dann sehr müde und glücklich in mein Bett. Wunderbarster Geburtstag.
Am Donnerstag und Freitag entspannte Arbeitstage gehabt. Freitagnachmittag war ich mit Erica im Friedwald. Ich mag die riesigen Flächen mit silbernem Farn.
Wir sind weiter gelaufen als sonst, deshalb musste Erica immer mal Pause machen.
Ich lief in der Zeit weiter durch das nasse Gras.
Und fand einen toten Nachtfalter auf einer Bank. So hübsch sind sie wenn sie ihre Flügel aufgefaltet haben.
Ein paar Brombeeren gab es am Wegesrand. Die meisten sind aber noch nicht reif.
Weil es schon 17 Uhr war, gab es keinen Kuchen mehr im Café denn Erica wollte um 18 Uhr zum Singen. Und es musste ja noch eingekauft werden. Nachdem alles gekauft, im Auto verstaut und der Einkaufswagen weggebracht war, stach mich eine Hornisse in den Fuß. AUA! Das hat wirklich weh getan und ein Ende der Schmerzen war noch nicht in Sicht. Während der Rückfahrt wogten die Schmerzen wie Wellen durch meinen Fuß und ich war sehr froh als ich Erica nach Hause gebracht hatte und dann endlich in Kassel ankam. Vor der Tür traf ich S., die sofort loslief und mir Quark einkaufte. Den Abend hab ich mit Quarkwickel und Eisbeutel auf dem Sofa verbracht. Am nächsten Morgen ähnelte der Fuß immer mehr einer Fleischwurst. Also machte ich mich auf dem Weg zum Arzt. Wie froh und dankbar ich war, dass er am Samstag Sprechstunde hat.
Dort erfuhr ich: alles völlig ok. Hornissenstiche sind weniger dramatisch als ihr Ruf. Ja es tut weh, der Fuß wird ca. 3 Tage lang immer dicker werden, dann wird es langsam besser. Alles in allem dauert es so 1 Woche. Wäre ich allergisch, hätte ich es innerhalb der ersten 10 Minuten gemerkt und läge nun im Krankenhaus. Also nochmal Glück gehabt. Ich hab Tabletten bekommen und die Anweisung zu kühlen und zu kühlen und das Bein hoch zu legen. Bekomme ich hin. Bücher sind auch genug da. Langweilig wird mir nicht.
Was sehr schade war: Ich hatte mich zu einem Yoga-Fortbildungsseminar angemeldet. Da konnte ich nun leider nicht dran teilnehmen. Stattdessen hab ich heute morgen bis 10 Uhr geschlafen. Und bin dann aufgeschreckt, weil ich beinahe den Zug nach Rimini verpasst hätte. War schon mal jemand in Rimini? Ich denke jetzt jedenfalls darüber nach. Dabei hatte ich eigentlich wieder Marokko und die Wüste im Sinn….
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