Nach der etwas beschwerlichen Anreise bin ich am Montag letztendlich erst um 13 Uhr in meinem Ferienapartment angekommen. Ich war so irr&wirr und übermüdet und sehr froh darüber das mein Apartment ein echter Glücksgriff ist. Das war bisher aber eigentlich immer so. Und allein bin ich auch nicht. Es wohnt außer mir noch ein Elefant hier – was ja schon mal ein sehr gutes Zeichen ist. Dazu kommt noch eine Katze,
ein Hase und eine Gans und hinten in der Ecke wohnt der Elch.
Und dann ist da auch noch das Wesen vom anderen Stern.
Plus eine ganze Film – Crew.
Ich bin einkaufen gegangen und habe mir dann Abendessen zubereitet. Alles perfekt.
Und dann habe ich ca. 10 Stunden am Stück geschlafen. Das war toll und nötig. Am Dienstag habe ich einen langen Spaziergang durch die nahe und auch fernere Nachbarschaft gemacht. Zuallererst zum Sanatkarlar Parkı. Das war bisher immer mein Lieblingsort in Istanbul. Aber schon im letzten Jahr hatte sich so viel verändert und ich musste mich verabschieden. Den das Café von Cemal gab es nicht mehr.
Und auch der Park ist nicht wieder zu erkennen.
Der Blick ist fast unverändert. In den letzten Jahren wurde immer irgendetwas gebaut.
Etwas wehmütig bin ich weiter gelaufen. Zum Café für den morgendlichen Cappuccino. Das Café ist noch da und auch die Katze macht es sich bequem.
Weiter geht es Richtung Bosporus. Unterwegs einen Bären getroffen und ihm “Günaydın” gesagt.
Eine Katze im Tiefschlaf in einer Kiste.
Einen Trick damit der Blumentopf nicht als Katzenbett umfunktioniert werden kann. Denn Grünpflanzen sind ja auch schön.
Hurra, eine Regenbogenflagge.
Bei Ankunft am Bosporus gab es den ersten Çay .
Anschließend etwas fassungslos das Modell des gerade im Bau befindlichen neuen Fähranleger Kabataş bestaunt. Mir wurde stolz erklärt, das es drei Ebenen geben wird. Ebene 1 wird ein großer zubetoniert Platz sein, der zu den Fähren führt. Auf die 2 Ebene wird der gesamte Straßenverkehr verlegt und auf Ebene 3 befindet sich ein riesiges Parkdeck. Na wenigstens findet der Straßenverkehr unterirdisch statt.
Aber wo finde ich in der Zwischenzeit eine Fähre nach Üsküdar? Hier jedenfalls nicht. Und weil es keinen geeigneten Fußweg an der Straße entlang gibt, werde ich sorgsam von einem Herren Richtung Beşiktaş geführt. Er ist sehr freundlich und redselig und geht sehr schnell. Dabei erzählt er mir von dem Irrsinnsprojekt des Fähranlegers. “Horrible”. Auf meine Nachfrage, was denn im Maçka Demokrasi Parkı gebaut wird schüttelt er mit dem Kopf und sagt, wenn ich ein bisschen schneller gehen würde, könne er mir auch davon erzählen. Also renne ich neben ihm her während er über die Regierung schimpft. Der es immer nur um noch mehr Geld und Macht geht und man sich die Antworten warum z.B. so viel Bäume im Park gefällt werden gar nicht mehr anhören will, denn die Antworte ist, das für jeden einzelnen Baum 250 neue Bäume gepflanzt werden oder das die alten Bäume krank seinen. Und am Ende steht dann doch wieder nur ein neues Gebäude dort. Ich frage ob er auch nach Üsküdar fährt und ob er dort lebt. Nein, dort leben seine Eltern. Sein Vater ist jetzt 102 Jahre alt. Bis vor anderthalb Jahren ging es ihm gut aber jetzt wird er gebrechlich und seine Mutter ist 95 Jahre. Er besucht beide jetzt öfter und kauft für sie ein und hilft ihnen. Und dann verabschieden wir uns an der nächsten Kreuzung genauso schnell aber sehr herzlich voneinander. Und ich hatte noch nicht mal die Chance nach seinem Namen zu fragen und schon geht er schnellen Schrittes über die Straße. Wir drehen uns beide nochmal herum und winken uns. Und ich mach noch ein verhuschtes Foto. So eine schöne Begegnung.
Und dann kommt die erste Fahrt mit der Fähre. So schön ist das.
In Üsküdar angekommen muss ich erstmal einen kurzen Halt machen und eine wirklich große Gruppe von Kindern die vielleicht gerade auf einer Ferienfreizeit sind oder so etwas, vorbei lassen.
Ich laufe die gesamte Promenade entlang bis nach Harem. Die Promenade hat ein Geländer bekommen und ich frage mich, ob in der Vergangenheit wohl viele Menschen ins Wasser gefallen sind.
Von Harem fahre ich mit der Autofähre nach Eminönü.
Laufe dann über die Galata Brücke, die Yeni Cami wird immer noch saniert.
Weiter geht es durch Karaköy bis Tophane und dann bin ich schon fast zu Hause.
Emin Boztepe, der ja aus Kassel kommt, macht hier noch Werbung für seine Wing Tzun Schule.
Der Frisör hat nur die Farbe der Handtücher geändert, sie waren früher rosapink.
Der Buchladen ist neu. Gegen einen neuen Buchladen habe ich niemals Einwände.
Die Boğazkesen Caddesi ist um diese Uhrzeit, es ist 16 Uhr, verstopft wie eh und je.
Die Bäckerei ist auch noch da. Darüber freue ich mich besonders, denn sie ist schon sehr alt und ich hatte Sorge das sie von irgendeiner Bäckerei-Kette verdrängt wird.
Weiter die Straße hinauf ist eine Baustelle. Genau vor dem hellblauen Haus in dem ich vor 2 oder waren es 3 Jahren, mit den lieben H&M einmal gewohnt habe. Damals hatten wir noch einen tollen Blick von der Dachterrasse.
Und dann stehe ich auch schon vor meinem vorübergehenden zu Hause.
Ich ruhe mich etwas aus, gehe am Abend noch zum Yoga und schlafe auch in der zweiten Nacht ganz wunderbar. Es ist als wäre ich nun, seit ich in Istanbul bin, endlich angekommen.
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Toll! ich bin nun noch mehr sehr wehmütig.
Kann ich gut verstehen. Mir würde es genauso gehen. Vielleicht treffen wir uns im nächsten Jahr auf einen Kaffee in einem unserer zahlreichen Lieblingslokale.