Jedesmal wenn ich Istanbul besuche bin ich voller Vorfreude. Ich freue mich über die Katzen die an jeder Ecke auf mich zu warten scheinen, auf die wilde bunte Menschenmischung, auf das leckere Essen, den Bosporus und die Boote die immerzu hin und her fahren, die steilen Straßen, den Regen und den wilden Wind dazu der die aufgereihten Mopeds schepperdischepperkrawumm eines nach dem anderen umwirft, den Lieblingspark, die Cafés, das Lieblingsyogastudio und es könnte noch lange so weiter gehen. Worauf ich mich außerdem noch immer freue und wofür ich genausooft stehen bleibe wie für die unzähligen Katzen, sind die vielen kleinen und großen Kunstwerke in den Straßen.
Irgendwann im Laufe dieses Jahres bin ich bei Instagram auf Kaybid aufmerksam geworden. Ich mochte sofort die kleinen Tiere die er regelmäßig postet oder die er zu Animationsfilmen zusammenfügt.
Für mich war sehr schnell klar: Bei meinem nächsten Istanbul Besuch, würde ich auf die Suche nach Kaybid’s kleinen Tieren gehen. Und gleich am allerersten Tag, ich war noch sehr müde von der langen Busfahrt in der Nacht, als ich runter zur Galata Brücke gelaufen bin und noch nicht auf der Suche war, sondern einfach nur einmal mit der Fähre rüber nach Kadıköy und wieder zurück fahren wollte, habe ich meinen ersten Kaybid gefunden. Eine Schlange an der Treppe zur Unterführung zum Fähranleger Karaköy.
Darüber habe ich mich so sehr gefreut und ich war sofort infiziert. Die kleinen Tiere waren nicht unbedingt auf den ersten Blick zu erkennen.
Aber je näher man ihnen kommt, desto mehr ist zu entdecken.
Es war für mich ganz spannend zu bemerken, dass mein Blick sich von Tag zu Tag mehr verändert hat.
In den ersten Tagen musste ich fast direkt davor stehen um den Elefanten zu finden.
Oder die Schildkröte wie sie hinter dem Müllsack hervorgeschwommen kommt.
Dann wurde es immer einfacher.
Und der Koala war schnell entdeckt.
Später genügte ein Blick aus der Ferne.
Um zu sehen: Da unten schwimmt ein Haifisch.
Oder einfach nur ein paar kleine bunte Papierreste und schnell war mir klar: Kaybid was here.
Und ganz im Gegensatz zu Paris im März 2018 und Marseille im Oktober 2018, als ich auf der Suche nach Invader immer nach oben geschaut und die Häuserfassaden abgesucht habe, war mein Blick diesmal immer nach unten gerichtet und ich habe Ecken und Winkel und Treppenstufen nach kleinen Tieren oder Papierfetzen mit Spuren von ihnen abgesucht. Und mir natürlich auch eine Menge seltsamer Blicke eingehandelt, weil ich irgendwo auf Treppenstufen saß oder auf Knien durch die verstaubten Straßen gerutscht bin und Fotos von etwas gemacht habe, was für die Menschen die mich dabei bemerkt haben, nach Müll, Papierfetzen oder was auch immer aussah.
Kaybid sagt auf seiner Homepage, dass seine Tiere die Betrachter*in daran erinnern mögen, dass die Welt nicht nur den Menschen gehört. Die Orte seiner Installationen sind städtische Räume wie z.B. Mauern, Fassaden, Bürgersteige, Treppen, Fähren, Geländer…. und die Tiere sind wilde Tiere wie Löwen, Elefanten, Giraffen, Wale, Haifische, Delfine, Seepferdchen, Oktopusse, Kühe, Rinder, Lemuren, Koalas, Kängurus, Chamäleons, Bison, Nilpferde, Nashörner und auch Waschbären. Tiere, die sich unter normalen Umständen nicht in einer Stadt aufhalten würden (Kaybid kennt da wohl die Kasseler Waschbären nicht)
Hier kann ich das Tier nicht identifizieren.
Aber an den Ort kann ich mich gut erinnern. Direkt am Café Ara.
Während ich auf der Suche nach Kaybid’s Tieren durch die Istanbuler Straßen lief, habe ich mich natürlich auch gefragt wer denn Kaybid eigentlich ist und was er zu sagen hat über seine Kunst. Auf seiner Homepage gibt es dazu eine Antwort und auch ein Interview. Beides ist hier zu finden. Allerdings in englisch. Und weil mein Englisch nicht so der Hit ist, möchte ich nichts falsches erzählen und empfehle selbst dort vorbei zu schauen und zu lesen.
Manchmal läuft ein Geist durch die Straßen.
Uund hätte ich im Oktober schon gewusst, dass es ein “FIRST AID KIT FOR CITY HACKERS” Sticker Set gibt, hätte ich mir überlegt, an welche Adresse in Istanbul ich es mir hätte schicken lassen können. Das werde ich beim nächsten Mal unbedingt nachholen.
Bei Instagram zeigt Kaybid regelmäßig Fotos seiner Tiere und auch seine wirklich tollen Animationsfilme. Dafür gerne hier entlang.
Ach ja, womöglich ist das hier alles Werbung wegen Verlinkung und so…(freiwillig, sehr gerne und unbezahlt).
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