Nach den Regenbogenfeierlichkeiten bin ich am Sonntag noch umgezogen. Von Nippes nach Ehrenfeld, dort wo Ehrenfeld schon fast Bickendorf ist. Zu Smilla, denn sie ist umgezogen. Das ist zwar schon fast ein ganzes Jahr her, aber ich war bisher noch nicht ausführlich zu Besuch. Nur mal sehr kurz im Dezember. Ganz besonders freute ich mich auf die Katzen. Es gibt zwei. Ihr Interesse an mir ist anfänglich nicht so groß.
Und es gibt eine Terrasse auf der ich mich in den nächsten drei Tagen ausgiebig aufhalten werde.
Dazu noch ein Dach auf das man klettern kann. Ich probiere es sofort aus obwohl ich mich etwas fürchte, denn die Leiter ist sehr hoch und sehr wackelig. Aber die Katze kommt mit und gleich bin ich mutiger.
Der Blick ist ganz wunderbar.
In die verschiedensten Richtungen.
Nach dem Dacherlebnis erzählen wir einander aus unserem Leben und wie es so geht gerade. Wir gehen früh ins Bett.
Am Montag ist Smilla unterwegs zum arbeiten und ich deshalb allein, mal abgesehen von den zwei Katzen. Weil ich in letzter Zeit immer mal über ein Makroobjektiv nachgedacht habe, hat mir Smilla ihr Objektiv zum ausprobieren überlassen. So Krieche ich auf der Terrasse herum und knipse kleine Sachen.
Der Kater findet das schnell störend und macht sich nach kurzer Zeit aus dem Staub.
Die kleine Katze bekommt nicht so viel davon mit und lässt sich grundsätzlich ganz gern fotografieren.
Ich komme mit dem Übungsobjektiv nicht so gut klar. Mir erschien es recht mühselig, ich bin ungeduldig und ich verabschiedete mich vom Gedanken an ein Makroobjektiv.
Erstmal einkaufen gehen. An der Haustür hängen Zettel. Ob wohl manchmal jemand die Katzen vergisst?
Zurück vom Einkauf mache ich mir Frühstück, lese, mache kein Yoga und knipse auf der Terrasse mit und ohne Makro.
Dann kommt die Smilla zurück und fragt ob ich nochmal mit in den Fotoladen kommen will, weil an einem ihrer Kameraobjektive etwas kaputt ist. Es klappert. Klar will ich mitkommen. Mit dem klappernden Objektiv ist alles in Ordnung – so ein Glück. Da können wir gleich wieder zurück fahren. Oder vielleicht noch schnell um die Ecke im Schaufenster nach gebrauchten Makroobjektiven schauen. “Komm Simone, nur mal gucken… ” Na gut, mal schnell geschaut, wieder rein in den Laden, Objektiv zum probieren bekommen, Smilla’s Finger und klitzekleine, fitzelige Sachen im Laden geknipst. Toll geht das und es macht Spaß. Schnell umentschieden. Und jetzt hab ich doch ein Makroobjektiv. Zurück zu Hause, knipse ich wieder kleine Sachen, während Smilla für unser Abendessen sorgt.
Zum Glück gibt es viel davon.
Nach dem Abendessen erzählen wir weiter und freuen uns über den Terrassenblick.
Und später über den Abendhimmel.
Am Dienstag probiere ich nach Tee, lesen, schreiben und Yoga endlich die Außendusche aus. Habe ich am Montag glatt vergessen. Was soll ich sagen? Ich bin sehr neidisch und toll begeistert. Und um das Glück perfekt zu machen, fülle ich etwas später noch einen der drei schwarzen Kübel mit Wasser und habe zusätzlich zur tollen Dusche, auch noch ein tolles Kneipp – Erlebnis.
Mittags verabschiedet sich Smilla zur Arbeit und ich mache mich kurze Zeit später auf den Weg zum Melaten Friedhof. Unterwegs Kräne getroffen.
Auf dem Friedhof verbringe ich vier Stunden. Es ist wunderschön, nach den letzten Tagen, an denen ich so wenig Natur um mich herum hatte, unter Bäumen und auf Gras zu laufen.
Mehr vom Friedhof gibt es demnächst zu sehen. Auf dem Heimweg laufe ich am gigantischen Kran und dem mega gigantischen Discounter vorbei.
Ich erzähle der kleinen Katze wie schön es auf dem Friedhof war.
Laufe über die Terrasse und knipse kleine Sachen (ich muss ja üben) …
… und auch große Sachen.
Dabei werde ich beobachtet.
Smilla kommt zurück und wir sitzen gemeinsam in der Sonne und reden bis es Zeit für das Abendessen wird.
Mittwoch ist mein Abreisetag. Glücklicherweise fährt mein Zug aber erst um halb 4 und so habe ich noch viel Zeit für ein ausgiebiges Morgenprogramm. Zuallererst Terrassen-Yoga. Dabei schaut die Katze zu und sieht so lustig aus, dass ich mittendrin aufhöre und die Kamera holen muss. Als ich zurück bin sieht sie nicht mehr ganz so lustig aus – aber immer noch sehr niedlich.
Ausgiebiges Terrassenduschen und im Kneipp-Kübel stehen folgt.
Später sitzen Smilla und ich Kaffee trinkend auf der Terrasse, haben uns immer noch so viel zu erzählen und die Zeit vergeht. Dann wird Yoga geübt, ich beantworte Yoga fragen, zeige was man so machen kann zur Entspannung oder zur Mobilisierung der Wirbelsäule. Und immer wenn ich so Yoga – Einzelzeit mit Menschen verbringe, merke ich wie viel Spaß ich dabei habe. Sollte ich wirklich öfter machen.
Dann kommt die Zeit zum Abschied nehmen. Ich werde zum Bahnhof gefahren. Habe eine sehr entspannte Zugfahrt und werde in Kassel von einer Erdbeere begrüßt. Sie sitzt nebenan vorm Plattenladen.
In Kassel ist es sehr viel frischer als in Köln. Ich habe am Donnerstag und auch am Freitag eine Jacke an auf dem Weg zur Arbeit. An beiden Tagen fahre ich in strömendem Regen nach Hause. Am Donnerstag werde ich dabei nass bis auf die Unterwäsche, am Freitag ist es nicht ganz so schlimm. Am Ende von beiden Tagen liege ich mit einer Wärmflasche auf dem Sofa. Bevor ich mich aber am Freitag auf mein Sofa lege, laufe ich noch schnell zur Post um ein Paket abzuholen. Das Paket ist sehr groß und im großen Paket sind kleine Päckchen. In den Päckchen sind unglaublich gut verpackte Pflanzen. Viele. Sie kommen vom Voodooschaaf. Ganz oben, auf den vielen kleinen Päckchen, liegt eine Karte und ein Schaaf. Das Schaaf und die Elefanten haben sich sogleich angefreundet. Ich bin gerührt von so viel Großzügigkeit obwohl wir uns im wirklichen Leben überhaupt nicht kennen und freue mich sehr. Ganz herzlichen Dank.
Am Samstag ist es weiterhin kalt und es regnet zwischendrin immer mal wieder. Ich freu mich darüber. Den Pflanzen im Garten tut der Regen gut und ich kann mich gemütlich auf’s Sofa setzen und Herbst spielen. Das bedeutet ich schreibe hier, sortiere Fotos, lese und gehe nur kurz vor die Tür um Blumenerde für die kleinen Pflanzen aus dem großen Paket zu kaufen. Nur eingepflanzt sind sie noch nicht wegen Regenwetter und kaltem Wind auf dem Balkon. Am Abend koche ich für die kranke Nachbarin und mich rote Linsen Dahl mit Spinat. Herbstessen.
Am Sonntag bin ich etwas unternehmungslustiger als am Samstag. Yoga, aufräumen, das Bett neu beziehen, Wäsche waschen und aufhängen. Kaffee- und Lesepause auf dem Balkon. Die Sonne scheint etwas. Um 14:30 Uhr gibt es Frühstück. Danach will ich sofort losspazieren ist der Plan. Es wird doch fast 16 Uhr bevor ich losgehe.
Weil der Himmel schon wieder dunkel und nach Regen aussieht, gehe ich nur zum Friedhof und fahre nicht mit dem Fahrrad umher. Dort ziehe ich sofort die Schuhe aus. Füße im Glücksklee.
Kleine Sachen zu Übungszwecken gesucht und gefunden. Ich hoffe das wird noch besser mit der Zeit.
Der Friedhofshase ist mir schon gleich am Eingang begegnet. Und sofort weggerannt. Ich habe ihn immer wieder getroffen, war aber mit den kleinen Sachen beschäftigt. Als wäre er darüber entrüstet, fand ich ihn irgendwann im Gras sitzend. Und dort ist er auch geblieben als ich, in etwas Entfernung von ihm, auf dem Boden saß und die kleinen Sachen fotografiert habe. Ich bin sogar 2x um ihn herum gelaufen und er blieb immer noch sitzen. Also das andere Objektiv draufgeschraubt und ein paar Hasenportraits geknipst.
Kein Friedhofsbesuch ohne ein paar Worte mit dem Gorilla zu wechseln. Er ist aus der Ferne gar nicht mehr zu sehen und so bekomme ich zuerst einen Schreck. Aber er ist noch da, völlig zugewachsen. Er schaut etwas betrübt denn er kann fast nichts mehr sehen und findet das mitunter etwas langweilig. Ich erzähle ihm, das ich in Köln auf dem Friedhof eine Giraffe getroffen habe. Das findet er erstaunlich. Von Giraffen auf Friedhöfen hat er noch nie etwas gehört. Und das wiederum finde ich erstaunlich denn Gorillas kommen auf Friedhöfen ja nun auch nicht ganz so häufig vor. “Und was ist mit dem großen Gorilla auf dem Friedhof in Amsterdam?” werde ich sofort vom Gorilla erinnert. Da hat er Recht, den hätte ich beinahe vergessen.
Oh, es klingelt an der Tür. Das bedeutet: Essen ist fertig. Heute hat die Nachbarin gekocht. Dankesehr! Ich geh’ jetzt essen. Und dann in die Badewanne. Sonntagsbad.
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