Montagmorgen, mein letzter ganzer Tag in Sarajevo. Nach Tee im Bett hab ich etwas Yoga geturnt, geduscht und bin dann losgetrödelt. Ich hatte und wollte keine Pläne für den Tag.
Zuerst Kaffee trinken im Café KAWA. Die Katze lag auf ihrem Platz, ich habe mich einfach dazu gesetzt. Sie hatte nichts dagegen. Weil ich mich so über die Katzengesellschaft gefreut habe, habe ich eine Stunde neben ihr gesessen und gelesen.
Danach bin ich die Straße hinunter getrödelt. Ich kam nicht weit, denn als ich mir das Fenster von einem kleinen Laden ansah, wurde ich vom netten Inhaber hineingewunken. Es war ein Teeladen. Das hatte ich von außen nicht gleich erkannt. Sogleich wurde mir Tee angeboten und ich durfte meine Nase in große Teedosen stecken und mir eine Sorte aussuchen. Also saß ich dort auch wieder eine Weile und habe gelesen und wurde zwischendurch immer mal befragt, was ich denn so mache in Bosnien & Herzegowina, wo ich vorher war und warum ich nun in Sarajevo sei. Meine 5 Tage in Mostar erschienen dem freundlichen Herren zu lang. Aber nachdem ich erklärt hatte, dass ich gerne etwas länger an den Orten bleibe, die ich gerade besuche, und dass ich auch gerne noch etwas länger in Mostar geblieben wäre, um jeden Morgen in der kalten Neretva zu baden, hatte er auch Verständnis.
Ob ich denn wegen des Sarajevo Film Festival da sei. Das musste ich verneinen, denn ich wusste ja vorher noch nicht mal, dass es ein Film-Festival gibt. Da habe ich dann also meine kleine Božo Vrećo Fan-Reise -Geschichte erzählt. Darüber hat er sich sehr gefreut und sogleich gerufen, ach, das ist ja schön, setzen sie sich wieder hin, er wird gleich kommen, ich kann ihn aber auch schnell anrufen. Du lieber Schreck, schon wieder so eine Aufregung. Und oh nein wie peinlich und überhaupt. Das wollte ich auf keinen Fall. Also haben wir einfach noch einen Moment geplaudert und dann bin ich gegangen. Natürlich habe ich hinterher gedacht ach hätte ich doch und so eine Gelegenheit und so allerlei. Habe ich aber nicht. Aber vielleicht kommt nochmal eine solche Gelegenheit und bis dahin kann ich mir ja schon mal ein paar Fragen überlegen, die ich ihm gerne stellen würde.
Auf dem Weg den Berg hinunter fing es wieder an zu regnen. Und weil mir schon am ersten Tag diese Fotoausstellung aufgefallen war, habe ich sie besucht. Sie war sehr gut und eindrücklich und traurig.
Danach bin ich zum ruhig sitzen in die Moschee gegangen.
Dann merkte ich, dass ich etwas Hunger hatte. Zuerst hab ich einfach ein paar Cracker gegessen, die ich immer dabei hatte.
Aber dann wollte ich wenigstens ein Mal in einem kleinen Café in der Altstadt sitzen und Kuchen essen. Das habe ich dann auch gemacht. Dem Magen bekam es zwar nicht so gut, aber das war mir egal.
Auf dem Weg zurück ins Apartment fing es immer mehr an zu regnen und dann auch zu donnern. Da war mir schnell klar, dass ich eine Gewitterpause irgendwo einlegen muss.
Und weil das KAWA ganz in der Nähe war, habe ich ihn dort, wo ich den Tag begonnen hatte, auch beendet. Es hat geregnet, geblitzt und gedonnert und der Wind pfiff um die Ecken und ich saß drin und hab gelesen und immer mal staunend dem Wetter zugesehen. Das war irgendwie ein passender Urlaubsabschiedsabend.
Am Dienstag war ich vor dem Weckerklingeln wach. Das war dann doch recht früh und ich hatte noch genug Zeit für Tee im Bett, Yoga turnen, Reisetasche fertig packen und sogar einen kleinen Morgenspaziergang um den Block.
Festina lente ist ein lateinisches Sprichwort und bedeutet, beeile dich langsam. Die Brücke hat in der Mitte eine Schleife, die zum Entschleunigen und Genießen der Aussicht einladen soll und war nur eine Minute von meinem Apartment entfernt.
Um 9:15 stand mein Taxi vor der Tür und ich wurde zum Flughafen gebracht. Und am Abend war ich zurück in Kassel und lag in meinem Bett. Und das ist schön am Heim kommen: im eigenen Bett liegen und von den letzten Wochen träumen.
Und weil es noch so viele Wege zu gehen, Stufen zu erklimmen, Filme, Konzerte und Orte anzusehen, Fragen zu stellen und in kalte Flüsse zu springen gibt, wird es ganz sicher eine weitere Reise nach Bosnien & Herzegowina geben. Ich freue mich schon darauf.
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