Istanbul, Freitag, 27. Oktober 2023 – Denn es war auch ein Jubiläum

Auf Instagram schrieb mir ein netter Mensch, dass sie bisher nur einmal in Istanbul war und es noch immer so ein unglaubliches Sehnsuchtspotential hat. Mir geht es ganz genauso. Deshalb feiere ich mit dieser Reise auch mein 10-jähriges Istanbul-Besuchsjubiläum.

Wie es zur ersten Reise kam, ist schnell und unspektakulär erzählt. Ich wollte schon immer mal nach Istanbul, weil ich mir so eine riesengroße Stadt kaum vorstellen konnte und wegen all der aufregenden Geschichten und Bilder, die ich gesehen hatte. Meiner Reisebegleitung, der A. ging es ähnlich und deshalb waren wir sehr erfreut, als sich eine Gelegenheit bot. Die Gelegenheit war die Freundin, die sich nach Jahren bei mir meldete und verkündete, sie lebe in Istanbul. Da war dann die Reise schnell geplant.

Also ging es Ende März 2013 zum ersten Mal auf in die riesengroße Stadt. Was nicht geplant war, war die unglaubliche windige Kälte, die uns damals empfing. Ziemlich schnell hab ich mir eine Mütze und ein dickes Tuch gekauft. Und auch die Wohnung war nicht so richtig der Hit, weil sie auch kalt und das Zimmer feucht und muffig war. Eines Nachts im Bad begegnete mir dann noch ein Tier, aber auch heute noch, stelle ich mir schnell vor, dass ich das nur geträumt hab. Und eine dicke schlimme Erkältung hab ich noch bekommen, es ging mir richtig schlecht.

Aber trotz dieser Widrigkeiten war eigentlich schon nach dem ersten Tag klar: Das ist meine Stadt und hier will ich nochmal hin. Und daraus ist dann ein nochmal und nochmal und nochmal … geworden.

2013

Dies ist die damalige tunesisch/deutsche Reisegruppe, denn außer mir und der A. waren auch noch die zwei Schwestern der Freundin (die dort jetzt nicht mehr lebt, aber zufällig auch gerade da war) zu Besuch.

2013

Das ist meine meistfotografierte Baustelle. Noch nie hatte ich vorher so eine riesige Baustelle gesehen und war sofort fasziniert.

2023

Erstaunlich, in welchem Schneckentempo es vorangeht.

Ich sehe mir also Jahr für Jahr an, was sich verändert hat und was geblieben ist.

Und es gibt auch eine nie enden werdende Liste an Stadtteilen, Friedhöfen, schönen kleinen und großen Straßen, Spaziergängen am Bosporus, Spaziergängen am Goldenen Horn, Fähren-Fahrten, Cafés, Restaurants, Moscheen, Ausstellungen, Kirchen, Menschen und natürlich Katzen, Katzen, Katzen, die ich noch nicht gesehen habe.

Tarlabaşı Boulevard

Am diesjährigen letzten Istanbul Tag war ich zwar traurig und wehmütig, aber ich war viel weniger aufgeregt als sonst, weil die Gewissheit in mir war, dass ich einfach immer wiederkommen kann und vermutlich auch werde.

Natürlich hatte ich das Gefühl ich hätte so viel, noch nicht oder auch nicht nochmal gesehen und so war es ja auch. Aber es versetzte mich weniger in Hektik als früher.

Auch Tarlabaşı Boulevard

Und so lief ich recht entspannt durch die Straßen, um noch ein paar Dinge zu erledigen, wie z. B. ein Busticket zum Flughafen zu kaufen. Dabei war ich allerdings nicht erfolgreich, denn mir wurde gesagt, ich brauche nicht vorher ein Ticket zu kaufen, sondern solle einfach 15 Minuten vor der Abfahrt dort sein. Das war bisher immer anders gewesen. Aber nun gut, auch egal.

Deshalb am schönen alten Hotel vorbeigelaufen. Was mir sonst noch so begegnet, ist auf meinem Weg:

Am Abend zuvor hatte ich mir etwas Sorgen gemacht, ich könnte vergessen meine bemalten Tassen und den Teller abzuholen. Habe ich aber nicht. Ich finde, sie sind total schön geworden und bin sehr erfreut.

Im Café nebenan schläft die Katze auf dem Tisch. Das war ein paar Tage zuvor auch schon so.

Ich glaube, es heißt soviel wie: Bitte langsam fahren, hier laufen Katzen rum. Gegenüber ist mein Falafel-Restaurant, dort mache ich Mittagspause und esse ausnahmsweise mal was ganz anderes: Hummus, Muhammara und Brot dazu. Auch sehr lecker.

Später am Nachmittag, nachdem ich etwas die Wohnung aufgeräumt habe, bin ich nochmal verabredet. Unser Treffpunkt ist ganz bei mir um die Ecke am Tophane Çeşmesi, dem Tophane Brunnen.

Weil ich etwas zu früh bin, laufe ich noch ein wenig durch die kleinen Gassen in Karaköy. Dort hängen seit dem Tag zuvor sehr viel mehr kleine Fahnen und Wimpel als sowieso schon, denn am Samstag wird der Tag der Republik gefeiert.

Spätnachmittagsschlaf.

Ab 17 Uhr ist immer besonders viel los an und auf der Brücke. Da ist ja auch das Licht oft besonders schön.

Aus einem Restaurant kommt jemand und wirft den Möwen Fischreste hin und schon geht das wilde Geschrei und Getöse los. Kurze Zeit später treffe ich mich mit B. und wir sitzen in einem Café am neuen, protzigen Galataport. Wir haben Glück, denn es liegt nur eins der großen Kreuzfahrtschiffe am Ufer. Wären es mehr, würde automatisch eine Mauer nach oben fahren und der Blick auf den Bosporus wäre versperrt. Aber weil es nicht so ist, freuen wir uns und genießen den Blick und B. erzählt mir, was sie mir noch alles zeigen könnte. Das müssen wir aber auf den nächsten Besuch verschieben.

Schlechtes Handyfoto. Brauche ich aber trotzdem als Erinnerung.

Am Ende fahren wir noch mit dem Fahrstuhl nach oben auf die Dachterrasse, von der viele nicht wissen, dass es diese Möglichkeit gibt. Deshalb sind wir auch ganz allein dort und schauen den kleinen Schiffen zu. Auf dem Heimweg machen wir noch eine kleine Çay & Baklava Pause und dann müssen wir uns voneinander verabschieden. Zu Hause packe ich meine Tasche, räume die Wohnung noch weiter auf, sitze noch einen Moment auf der Terrasse und gehe dann ins Bett.

Ich wache ohne Wecker ziemlich früh auf.

Das ist schön, denn dann ist noch genug Zeit zum ein letztes Mal herumgucken.

Und irgendwann rollkoffere ich dann los. Zuallererst die sehr steile Türkgücü Cd. hinauf. Ich hatte vorher überlegt, ob es einen anderen, weniger steilen Weg gibt, aber ich muss halt nach oben und da ist der Weg nun mal steil. Aber ich komme an der kleinen Bäckerei vorbei und das freut mich.

Das ist zwar nicht mein steiler Weg, aber ähnlich steil ging es bei mir auch nach oben. Hier bin ich schon oben angekommen und kann deshalb andere steile Straßen nach unten bestaunen.

Danach überquere ich den Taksim Platz. Dort werden die letzten Vorbereitungen für die Feier der Republik am Nachmittag getroffen.

Ein Ticket ist schnell gekauft und ein Simit auch.

Und auch Zeit für einen Kaffee mit Blick habe ich noch.

Und für ein allerletztes Lieblings-Baustellenfoto.

Im Bus hatte ich den tollsten Sitzplatz ganz vorne und konnte ziemlich lange richtig gut gucken – bis der Busfahrer die Sonnenblende herunter lies. Aber da waren wir dann auch schon fast am Flughafen angekommen.

Der Flug und die anschließende Bahnfahrt heben mühelos geklappt und so lag ich am Abend wieder in Kassel in meinem Bett. Und am Sonntagmorgen saß ich zusammen mit Kerze und erstem Kaffee in der neuen Tasse im Wintergarten. Weil es wirklich kleine Tassen sind, war es auch nicht schlimm, dass ich mich nicht entscheiden konnte, aus welcher ich zuerst trinke. Ich habe einfach zwei getrunken.

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2 Kommentare

  1. Toller Reisebericht, habe gerne mitgelesen und geschaut. Die Tassen sind wunderschön und gut das es zwei sind. Liebe Grüße aus Bielefeld.

    1. Ach schön, ich denke immer, alle sind nur gelangweilt, weil ich schon so oft über Istanbul gebloggt habe.
      Aber es ist einfach nicht möglich,
      die riesengroße Stadt leer zu fotografieren und ich bin wirklich so gerne dort.
      Und ja, die Tassen mag ich auch sehr gerne und freue mich, dass es zwei sind.
      Herzliche Grüße aus Kassel.

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