Schon oft war ich in Köln, aber bisher noch nie auf dem Melaten Friedhof. Nach den zwei Regenbogentagen mit vielen Menschen, ist deshalb ein Friedhofsbesuch genau das Richtige für mich und meine Füße. Die tun nämlich weh vom Laufen auf Asphalt. Ich ziehe also sofort nach meiner Ankunft auf dem Friedhof meine Schuhe aus, verstaue sie in meiner Tasche und ziehe sie erst wieder an als ich den Friedhof vier Stunden später verlasse.
Zuerst stehe ich eine Weile vor dem großen Lageplan und überlege wo ich lang laufen will. Dann gehe ich los und es kommt, wie eigentlich immer, anders. Weil ich mich nicht für ein Foto pro Engel entscheiden kann, denn ich finde sie aus verschiedenen Blickwinkeln und in Details so beeindruckend, gibt es manchmal eine Serie von mehreren Fotos. Hier geht es gleich los.
Würde ich in der Nähe wohnen, würde ich auch auf meinem Heimweg mit meinen Einkaufstaschen den Weg über den Friedhof nehmen.
Ich finde das Monumentale und auch die Farben der Grabengel ganz besonders großartig.
Hier fehlt wohl eine Feder. Die sind scheinbar nicht so Wetterfest, denn ich sehe noch einige Hände die nur noch ein Teil einer Feder halten.
Dornenranken.
Lieblingsansicht von Hinten.
Wieder eine fehlende Feder.
Hier finde ich es etwas schade, dass ich kein Foto von dem ganzen Grabmal habe. Die Füße würde ich mir jetzt gerne nochmal ansehen. Als ich davor stand, kam eine Frau und war genauso begeistert wie ich, wir haben uns einen Moment unterhalten und darüber habe ich dann wohl die Füße vergessen.
Der Grabstein ist lose. Nutzungsberechtigte/r bitte bei der Friedhofsverwaltung melden. (Steht auf dem Zettel)
Ich hatte mal die Idee zu einer Serie “Hinter dem Grabstein”. Dazu kam es bisher nicht, dabei gibt es dort einiges zu entdecken.
Gladiolen.
Bei den Kleinen angekommen.
Rotkehlchen.
Ein Stück Brunnenpumpe.
Fußballfan.
Goldener Blätterteppich.
Vielleicht ein Buchfink?
Auf der rosa Bank, am Grab von Dirk Bach, steht: Audienz beim Mäusekönig.
Ich mache Pause. Esse meine Rosinenschnecke und freue mich über die kleinen Figuren an seinem Grab.
Als ich weiter laufe stelle ich fest: Es ist richtig viel los an so einem Dienstagnachmittag auf dem Friedhof.
Überall wird gearbeitet.
Vielleicht hat jemand vor Traurigkeit seine gute Anzugjacke vergessen.
Im Teil in dem die Urnengräber sind, werden die Pflanzen gesprengt. Ich freue mich über große Pfützen auf dem Weg und laufe ein paar Mal durch sie hindurch und erfrische meine Füße.
Dann packe ich für ein paar Fotos das neue Objektiv aus.
Nachdem ich ein paar Blumen geknipst und viele dicke Hummeln am Lavendel beobachtet habe, laufe ich weiter.
Und dann gibt es Momente, nicht immer aber manchmal, da komme ich um eine Ecke oder mein Blick fällt auf etwas und es ist als würden sich plötzlich Finger auf mein Herz legen. Diesmal war es ein großes Portrait von einem 6 jährigen Kind was mich so lachend anstrahlte das mir fast die Luft weg blieb und mir sogleich die Tränen in die Augen trieb. Rundherum waren seine Spielgefährten aufgebaut.
Sind die riesigen Flügel und die Falten von dem Gewand nicht wunderschön? Und wieder fehlt die Feder.
Ein Schuss durch den Flügel?
Ein Mosaik aus so vielen kleinen Steinen.
Mit einer goldenen Rose.
Engel mit unversehrter Feder.
Der Tod ist wohl eines der meistfotografierten Grabmale des Friedhofs. Ich konnte auch nicht unbeeindruckt an ihm vorüber gehen. Sehr spannend fand ich den offenen Brustkorb und die Halswirbelsäule.
Eine Stütze sein I
Eine Stütze sein II
Das war mein ganz ungeordneter, intuitiver Spaziergang über den Friedhof. Ja, es gibt dort auch viele Gräber prominenter Persönlichkeiten. Bis auf Dirk Bach’s Grab habe ich keines davon gesehen (wobei für mich auch noch das Grab von dem unbekannten Kind eindeutig zu den prominenten Gräbern gehört). Auch ohne die prominenten Gräber war es ein wunderschönes Erlebnis und ich bin froh, das ich mit so viel Zeit und für mich allein meinen Weg durch den Friedhof nehmen konnte. Vielleicht nehme ich beim nächsten Mal sogar an einer Führung teil …
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Schön. Diesen Friedhof wollte ich schon lange besuchen, aber zur Zeit mag ich meine spärlichen Urlaubstage nicht in einer anderen Großstadt verbringen. Auch schön (und riesig): der Friedhof Hamburg-Ohlsdorf.
Das kann ich gut verstehen. Aber wenn Du mal in Köln bist ist er eine echte Oase im Großstadtgetümmel.
Diese Federn waren vor geraumer Zeit ein beliebtes “Souvenir” bei der schwarzen Szene.
Deshalb fehlen die.
Ach echt? Na so was. Wie schade.
So schön kann ein Friedhof sein. Ich zeige dir gerne zwei sehr unterschiedliche, die Tage!
Oh ja. Sehr gerne. Ich freue mich darauf.
Der Friedhof ist wunderbar! Wir haben letztes Jahr im Eine-Woche-Köln-Urlaub dort eine Führung mitgemacht. Wir waren sehr erstaunt, das 1.) fast 80% der Teilnehmer Kölner waren und 2.) wie fremd/fern uns protestantischen geprägten Berlinern die katholische Begräbnisskultur ist. Total empfehlenswert!
Ich habe fest vor beim nächsten Mal eine Führung mitzumachen. Vielen Dank für die Empfehlung.