Jeden Abend, wenn die Sonne langsam untergeht, werden die Sonnenschirme zusammengefaltet und die Liegestühle wieder gerade gerückt. Der Strandmeister freut sich, einmal im Liegestuhl sitzen zu können, statt große und kleine Menschen, waghalsige Felsenspringer und ängstliche kleine Jungs und Mädchen, die mit Schwimmflügeln auf einem großen Stein stehen, zu beaufsichtigen.
Die Strand-Crew, die den ganzen Tag fleißig von einem zum anderen Liegestuhl geht und manchmal sogar fast rennt, um Essen und Getränke herbei zu schaffen, Sonnenschirme hoch oder runter zu stellen, Liegestühle in eine andere Position zu rücken, zwischendurch bei der Vorbereitung vom Abendessen zu helfen (Bohnen schneiden, Petersilie hacken….) steht einmal still und schaut über das Meer.
Über das Meer und auf den kleinen Tisch, der kurz vorher zwischen den Liegestühlen, wie jeden Abend, aufgebaut wurde.
Ich sehe mir den kleinen Tisch jeden Abend an und hoffe es setzt sich dort später, wenn ich schon gegangen bin, jemand hin und hat ein leckeres und hoffentlich auch ein romantisches Abendessen. Einmal bleibe ich, setze mich auf die Terrasse, schaue den Strand hinauf und hinunter und zum Felsen herauf.
Beobachte die letzten Badenden und wünsche mir Gesellschaft für den kleinen Tisch. Denn beim abendlichen Anblick vom kleinen Tisch in den letzten Tagen bin ich ganz rührselig geworden. Kleine Tische am Meer ohne Gäste kann ich nicht gut aushalten. Und heute habe ich tatsächlich Glück. Ein Pärchen kommt und sucht sich genau den Tisch aus. Nun wird alles seinen romantischen Verlauf nehmen, denke ich mir. Sie werden dort sitzen, über das Meer schauen, sich in die Augen schauen, einander die Hand halten, irgendwas Romantisches sagen, natürlich was Romantisches trinken – eher Wein als Bier und all das während ich sie total heimlich beobachte und mir dabei womöglich noch vorstelle, es seien zwei Frauen. Stattdessen werden sofort die Handys ausgepackt. Eine Weile sind beide also mit den Handys beschäftigt. Dann legt sie ihres zur Seite und nimmt seine Hand. „Ha, es wird also doch romantisch“, denke ich mir. Leider für noch nicht mal drei Minuten. Dann geht es genauso weiter. Sicher liegt das nicht am Rakı, der statt Wein getrunken wird.
Das Essen und die Getränke werden gebracht, der Kellner macht Fotos, alles wird nochmal um arrangiert, beide stehen auf und machen nochmals Fotos vom Tisch mit dem Essen darauf.
So verläuft der Abend. Und ich bin ein wenig wehmütig und denke an die Zeiten vor dem Handy. Und natürlich denke ich auch: „Ach ich, ich würde das ganz anders machen.“ Und das kleine Mädchen auf dem bunten Weg sicherlich auch. Aber wer weiß das schon?
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