Kurz hab ich gedacht ich erzähle die Woche in Katzen und sonst nichts. Das klappt aber nicht. Denn wenn ich anfange die Fotos zu sortieren fallen mir wieder all die schönen Momente ein und ich will sie nicht zur Seite schieben und den Katzen die Bühne überlassen – obwohl es jede einzelne verdient hätte, ist ja klar. Also kommen hier gleich viele Katzen vor, aber auch Menschen und allerlei anderes Zeug. Und es gibt sogar, ich kann mir nicht erklären wie es passieren konnte, einen Tag an dem ich überhaupt keine einzige Katze geknipst habe. Auch nicht mit dem Handy – ich habe extra nochmal nachgesehen. Los geht es hier mit:
Montag
Am Montag ist Waschtag. Bei mir und auch anderswo.
Es ist 9 Uhr, ich bin auf dem Weg zum Yoga und noch nicht alle sind munter.
Hier wartet jemand auf’s Frühstück und hat sich dafür einen richtig guten Platz ausgesucht.
Ich biege um die Ecke zu meiner Lieblingsaussichtsstelle.
Und werde gleich interessiert betrachtet.
Ich laufe die Treppe herauf und bin ganz überrascht einen Bären zu treffen. Den habe ich zwei Tage zuvor wohl übersehen.
Gegenüber sitzt jemand auf der Mauer und wartet auf einen Katzen fütternden Menschen, von denen es einige gibt in Istanbul.
Ich trinke einen Kaffee im Café der letzten Jahre und stelle fest: fast alles sieht noch genauso aus, aber das Café hat den Namen und auch seine Inhaberin gewechselt.
Und auch die Katze von gegenüber liegt nicht mehr am Fenster. Dafür kehrt mir eine andere den Rücken zu.
Mein Weg zum Yoga ist recht lang, deshalb treffe ich so besonders viele Katzen jeden Morgen. Wachend …
… schlafend.
Mensch bei der Arbeit.
Bunte Besen in dem kleinen Laden neben dem Yoga Studio.
Schlafende Katzen nach dem Yoga.
Wenn kein Weidenkörbchen in der Nähe ist geht auch ein Drahtkorb.
Solche Statements lassen mich hoffen.
Buntes Kleid auf der İstiklal Caddesi.
Schmutzige Pfoten.
In der Sonne dösen.
Plätze zum sitzen gibt es überall.
Ich freue mich wenn mir Ara Güler immer mal irgendwo begegnet.
Am Nachmittag fahre ich nach Kadıköy und auf dem Weg Richtung Moda sitzt ein Deutschland liebender Bär auf dem Zaun.
Streifen und Punkte und auf dem Rucksack sind Minnie Mäuse.
Selbstverständlich gibt es in Moda auch Katzen.
Ton in Ton.
Die beiden interessieren sich scheinbar so überhaupt nicht füreinander.
Vermutlich mitten im Spiel eingeschlafen.
Geschmückter Sonnenschirm. Blumen und Filmstars.
Rüschen und Perlen.
Klettern und toben.
Bunt.
Heimfahrt.
Dienstag
Regenwetter. Das finde ich überhaupt nicht schade denn ich habe etwas vor bei dem das Wetter keine Rolle spielt. Dazu kann ich aber noch nichts erzählen weil das Endergebnis noch in seiner Verpackung steckt. Auf dem Weg dort hin allerdings, der am Galata Turm vorbei führt, habe ich eine Menge Menschen in offizieller Kleidung unter Regenschirmen versteckt gesehen. Drumherum viel Presse ohne Regenschirme. Bei genauerem hinsehen denke ich: “Ist das nicht der neue Bürgermeister?” Und tatsächlich, er ist es. Ekrem İmamoğlu, auf ihn hoffen viele Menschen.
Es regnet fast den ganzen Tag ununterbrochen, deshalb halte ich mich nicht so viel in den Straßen und Gassen auf und deshalb ist dies auch die einzige Katze des Tages. Grün.
Ich setze mich ins Lieblings Café lese und esse Portakallı Kek – Orangenkuchen.
Mittwoch
Die Sonne scheint wieder und ich setze mich nach dem Yoga an den Bosporus und trinke Çay – wie so viele andere vor mir.
Diese Katze schläft als ich um die Ecke komme. Und weil ihr Anblick zum streicheln einlädt, wird sie dabei aus Versehen von einer Frau geweckt (ich war es nicht).
Schwarzweiß.
Hier wird vermutlich ein (Werbe-) Film gedreht. Überall strahlt und glitzert es und die Passant*innen werden mit lauten Rufen zum zurück gehen aufgefordert.
Katze und ich warten. Katze womöglich auf Futter, ich auf die Fähre nach Balat.
Im letzten Jahr wurde hier noch gebauarbeitet. Nun ist sie fertig die Yeni Cami in Eminönü.
Aussteigen in Balat. Blumenmuster.
Bei der Arbeit.
Ich besuche mein Lieblings Café, freue mich sehr über die Wiedersehensfreude des Cafè Besitzers und bekomme 2 kleine ofenwarme Poğaça – Teigtaschen, dabei habe ich doch gerade schon ein großes Stück Portakallı Kek, (ja den gibt es hier auch, denn der Besitzer ist der Gleiche wie im anderen Lieblings Café) gegessen
“Çok Tatlı!” – sehr süß, sagt das Mädchen und beugt sich über die Katze.
Tasbih heißt die islamische Gebetskette (ähnlich dem Rosenkranz), es gibt sie in verschiedenen Formen, mit 11, 33, 99 oder 1.000 Perlen. Beim Gebet werden entweder die im Koran vorkommenden 99 Namen Gottes oder auch Suren rezitiert. Ich sehe sie in der Türkei überall, aber immer nur bei Männern. Warum eigentlich? Ich werde mal die Kollegin befragen.
Gemeinsam auf die Fähre warten.
Während ich darauf warte, dass die Fähre anlegt, freue ich mich über das hübsche Kopftuch dieser Frau.
Und sehe kurze Zeit später noch ihr schönes Blumenkleid, während sie mit ihrem Mann von der Fähre geht.
Ich habe Hunger und esse ein Balık dürüm – in einen Fladen gerollten gebratenen Fisch mit Salat und extra viel scharfen Krümeln.
Donnerstag
Jetzt fühle ich mich gerade mal so richtig ruhig und angekommen und muss mich schon wieder auf den Abschied einstellen. Das gefällt mir nicht. Nach dem Yoga bin ich versöhnlicher und freue mich wieder über zwei Katzen die in einem großen Katzenkorb liegen.
Platz ist auf dem kleinsten Sicherungskasten.
Eine ganze Bank für mich allein.
Über den Taksim Platz laufen und die Moschee nochmal ansehen.
Über den Büchermarkt schlendern.
Kranglück.
Und dann bin ich bei der großen Riesenbaustelle die ich schon seit 2013 kenne und regelmäßig besuche.
Was dort gebaut wird habe ich noch nicht herausgefunden. Ich hoffe sehr es ist etwas nützliches. So was wie ein Krankenhaus vielleicht.
Denn viele Häuser und damit auch Menschen mussten der Baustelle weichen.
Ich laufe weiter durch Straßen die ich nicht kenne, verlaufe mich ein wenig und komme letztendlich am neuen Fähranleger Kabataş an. Der Weg dort hin war nicht besonders schön. Hauptsächlich an großen Straßen entlang.
Direkt neben dem neuen Fähranleger ist noch ein Überrest der alten Promenade.
Ich besteige die Fähre, einfach zum Fähre fahren. Einmal nach Üsküdar und gleich wieder zurück. Der Fähranleger ist fertig aber alles drumherum (Metro, Straße, Straßenbahn, Promenade) noch nicht.
Auf der Fähre.
Nach dem Ausflug: Ispanaklı Gözleme, wieder lecker.
Der Schreiner in diesem Laden hat mir vor 2 Jahren mal einen kleinen Kreisel geschenkt. Ich freue mich, dass er immer noch seinen Laden hat.
Nochmal ein Hahn mitten in der Stadt.
Freitag
Nun ist er leider wirklich gekommen der allerletzte Tag und das bedeutet ich breche auf zu einer Abschiedstour. Aber so fühlt es sich überhaupt nicht an und darüber bin ich froh.
Sehr altes Haus. Kenne ich auch schon seit 2013. Steht immer noch.
Was die Jugend heute so trägt: sehr klein kariertes Kleid, Strümpfe mit Vögeln und pinke Schuhe. Toll.
Diese Jugend hingegen macht mich traurig und sorgenvoll. Viel mehr Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene Menschen die nichts oder von allem zu wenig haben, habe ich in diesem Jahr gesehen. Mehr als in den letzten Jahren.
An meinem ersten Tag bin ich am Pera Museum vorbei gelaufen und hab überlegt ob ich die Ausstellung im Rahmen der Biennale besuche. Am letzten Tag gehe ich hinein – und bin enttäuscht. Nichts hat mich so richtig angesprochen und außerdem habe ich nur eine Frau gefunden deren Werk ausgestellt wurde – Pia Arke. Ich hoffe es gibt an den anderen Biennale Standorten mehr Künstlerinnen und vielleicht habe ich ja auch welche übersehen. Ich war nicht mal eine ganze Stunde in der Ausstellung.
Vor dem türkisch/deutschen Buchladen schläft die Ladenkatze.
Pinkorange mit Seifenblase.
Noch einmal mit der Fähre von Karaköy nach Kadıköy.
Ganz vorne an der oberen Spitze von der Fähre kann man nochmal die liegende blaue Gestalt sehen die neu ist an der Galata Brücke.
Türkisblau, hellgrün, pink, orangegelb.
In Kadıköy will ich ein Geschenk kaufen und bin gespannt ob es das Geschäft noch gibt. Gibt es.
Zum Abschied nochmal so richtig Himmel.
Samstag
Am Abend zuvor hatte ich natürlich Angst ich würde am nächsten Morgen verschlafen. Habe ich aber nicht. Ist mir bisher auch noch nie passiert. Weil ich nicht einschätzen kann wie lange das Taksi zum neuen Flughaben braucht, fahre ich früh los und bin zu früh da. Gerade mal 45 Minuten hat es gedauert. Der Flughafen ist absurd groß und seit Oktober 2018 in Betrieb. Direkt davor wird noch an einer Moschee gebaut.
Als ich ankomme scheint die Morgensonne.
Es gibt sehr viel Platz zum rumhängen oder Kaffee trinken und unendlich viele Läden zum shoppen. Ach ist das alles ein verrückter Wahnsinn.
Himmel. Sogar Foto Spots wurden eingerichtet. Schlimm.
Der Flug geht schnell vorüber, ich lese die ganze Zeit. Mein Zug in Hannover hat dann doch nicht die mögliche angekündigte Verspätung von 60 bis 80 Minuten. So ein Glück. Deshalb bin ich um 16:45 zu Hause und packe, zum ersten Mal, ganz systematisch aus. Normalerweise öffne ich hier und dort eine Tasche oder einen Reißverschluss und am Ende liegt überall alles rum. Diesmal packe ich zuerst die mittlerweile sehr dicke Reisetasche aus (Hinflug 10 kg, Rückflug 21 kg – dabei waren 30 kg erlaubt) und stelle sofort eine Maschine Wäsche an. Danach ist der kleine Rucksack an der Reihe. Zum Abendessen gibt es Nudeln mit Soße. Die Soße habe ich vor der Reise aus den Tomaten gekocht die mir Erica geschenkt hatte und die ich nicht mehr essen konnte. Also Soße gekocht, in ein Glas gefüllt und in den Kühlschrank gestellt. Sehr praktisch. Und sehr lecker. Um 22 Uhr liege ich im Bett.
Sonntag
Aufgewacht um 7:45 und auch gleich aufgestanden bzw. Tee gekocht und im Bett gelesen und Tee getrunken. Dann Yoga, danach Kaffee auf dem Balkon. Dort blüht immer noch die Kapuzinerkresse und diese kleinen Blätter sehen aus als könnten sie vom Frühling sein.
Auf dem Küchenbalkon blüht die allerletzte Rose und duftet vor sich hin.
Was mit der Cosmea ist kann ich nicht sagen. Noch keine Knospe in Sicht. Aber wenigstens die Winde nutzt sie als Kletterhilfe.
Und weil ich vom Balkon aus nicht genau erkennen kann wie es den Gartenblumen geht, laufe ich mal schnell nach unten. Die Engelstrompete hat drei riesige Blüten, damit hatte ich nicht mehr so richtig gerechnet. Ich freue mich sehr und schicke nochmal ein großes Dankeschön an das Voodooschaaf.
Und die Herbstanemone die ich eingepflanzt habe kurz bevor ich abgereist bin, ist auch angegangen. Hurra.
Den Rest des Tages verbringe ich mit waschen, aufräumen, lesen, bügeln und bloggern und überlege zwischendurch immer mal ob ich einen Spaziergang machen will. Mache ich aber nicht.
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