Ganz am Anfang der Woche war noch einmal wunderschönstes Buga-See Badewetter. Schon am Morgen hatte ich meine Badesachen eingepackt und bin gleich nach der Arbeit losgeradelt. Nach dem See Bad habe ich mich mit der Gartenchefin und dem falschen Patenkind im Garten getroffen. Die Gartenchefin war fleißig und hat Chilis gepflanzt, während ich auf dem Gartenweg rumgelegen und in die Sonne geblinzelt habe. Das falsche Patenkind war bei seinem Opa im Garten und kam erst, als wir fahren wollten. Gerne wollte ich von ihm wissen, warum er eigentlich keinen richtigen Pfeil und Bogen hat: “Weil ihr mir noch nie einen geschenkt habt.” Das wäre also auch geklärt.
Im Hausflur steht seit einigen Tagen ein viel gefahrenes Auto, vermutlich wurde es vom Nachbarskind aus der Blumenrabatte gegraben und wartet auf seine*n Besitzer*in.
Am Tiger fahre ich jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit vorbei. Zur Zeit wendet er seinen Blick in eine Ecke, statt mir zuzuwinken. Die Woche ist vollgepackt mit Arbeit und sich immer ändernden Nachrichten darüber, wie viel Stunden gearbeitet werden können, sollen, müssen, dürfen. Das ist verwirrend und anstrengend. Deshalb verschiebe ich auch den Yoga – Video-Dreh Termin mit der Freundin von Dienstag auf Mittwoch auf Donnerstag – um ihr dann ganz abzusagen. Es ist einfach zu viel los und ich bin am Abend immer hammermüde. Das Ergebnis am Donnerstag: Ich muss ab Montag wieder meine normale Stundenzahl arbeiten. Vorbei ist es, das schöne Lotterleben. Die normale Stundenzahl bedeutet für mich 30 Stunden. Ja, ja ich weiß, für viele bedeutet das ein Lotterleben.
Gerne wollte ich im Hinterhofgarten noch ein paar Blumen säen aber der Boden war immer zu trocken und hart. Am Donnerstag gegen Abend fällt endlich der erste Regen.
Am nächsten Morgen sehe ich, dass der Regen viele Erlen – Kätzchen abgeworfen hat.
Ich freue mich über einen ganzen Tag Regenwetter. Regenwetter ist gut für Yoga, lesen, Kaffee trinken…. Hier sind meine Bücher vom April. Empfehlen kann ich den ganzen Stapel.
Mein eindrücklichstes Buch im April war “Ich bin eure Stimme” von Nadia Murad. Vor ein paar Monaten habe ich eine Frau kennengelernt, die Jesidin ist. Leider wusste ich über die Religion und auch über den Völkermord des Islamischen Staat an den Jesiden*innen erschreckend wenig. Sie hat mir freundlicherweise einen Einblick in ihr Leben gegeben und mir dieses Buch empfohlen. Ich habe es in nur ein paar Tagen gelesen und es beschäftigt mich immer noch sehr. Während ich das Buch las, habe ich die Postkarte mit dem Pfau gefunden. “Die Jesiden glauben, dass Gott, ehe er die Menschen erschuf, sieben göttliche Wesen hervorgerufen hat, die oft Engel genannt werden und Verkörperungen seiner selbst sind. Nachdem er aus den Scherben einer perlenähnlichen Kugel das Universum geformt hat, schickte Gott seinen obersten Engel, Melek Taus, auf die Erde, wo er sich in einen Pfau verwandelte und die Welt mit den bunten Farben seines Gefieders überzog.” schreibt Nadia Murad. Weil mein Herz gerade so mit der Geschichte der Jesiden*innen beschäftigt ist und ich Frau A. gerne dafür danken möchte, dass sie mir so viel erzählt hat, ist es, als wäre mir die Postkarte genau aus diesem Grund begegnet. Morgen werde ich sie ihr schicken.
Was mir während der Corona-Zeit bisher gefehlt hat: Überhaupt nichts. Ganz besonders die Autos und die Menschen in der Stadt fehlen mir nicht.
Was mir seit ein paar Tagen fehlt:
– ich wäre gern mal wieder Yoga-Schülerin und Yoga-Lehrerin
– am Donnerstag wäre ich gern mit der Kollegin nach der Arbeit in das kleine Café gegangen, um dort mit ihr zu sitzen, Kaffee zu trinken, zu plaudern und darauf zu warten, dass der neue Feierabendmarkt öffnet.
– gerne würde ich auch einmal wieder durch eine unbekannte Stadt laufen statt durch einen unbekannten Wald
Weil es vermutlich noch lange dauern wird, bis ich unbekannte Städte durchlaufen werde und das Gefühl habe, dass ich mittlerweile sämtliche Blumen, Wiesen, Felder und Wälder leerfotografiert habe, brauche ich zum 1. Mai einen Stadtspaziergang.
Der Stadtspaziergang beginnt beim Gorilla auf dem Friedhof. Wir tauschen kurz Neuigkeiten aus und dann geht’s los.
Vom Friedhof aus, biege ich gleich ab auf die Ludwig-Mond-Straße. Alles voller Häuser. Finde ich toll.
Ich hoffe den kleinen Schuhreparatur – Laden gibt es in Zukunft auch noch.
Weil ich Baustellen mag, biege ich ab in die Richard-Wagner-Straße, die ich im Übrigen überhaupt nicht kenne.
Dort gibt es hübsche Haustüren, wie ich finde.
Kabel vom Bagger.
Hier hat jemand den Wohnungsputz schon erledigt. Ich leider noch nicht.
Dann stehe ich plötzlich vor einer Kirche und einer Schule. Es ist die Markuskirche und die Auefeldschule. Habe ich beide niemals zuvor gesehen.
Hinter der Markuskirche biege ich nach rechts ab und komme an diesem schönen Treppengeländer vorbei.
Und bin dann plötzlich wieder an der Ludwig-Mond-Straße.
Beim Blick nach Oben denke ich mir: Sieht doch richtig nach Großstadt aus.
Waschtag – so wie bei mir.
An der großen Kreuzung Auestadion fällt mir der Name der netten Bar nicht ein die es dort vor ein paar Jahren mal gab.
Die große, weite Welt am Fenster.
Schaufel im Gebüsch.
Der dazugehörige Bagger steht an der Straße.
Viel Beton und keine Blumen – war ja mein Wunsch für den Stadtspaziergang. Klappt.
Dann komme ich an einem kleinen Buchladen vorbei. Den kannte ich bisher auch noch nicht. Ich hab zwar kein Foto vom Schaufenster, aber ich hab rein geschaut und es macht den Eindruck, als müsste ich dort mal vorbei gehen wenn er geöffnet ist.
Hinterhof mit Fahrradparade.
Blick in die Mozartstraße.
Hier hat mal ein Schulfreund von mir gewohnt, der leider nicht mehr lebt.
Auch wenn das Licht brennt, die Große Mauer ist geschlossen.
Gelber Sonnenschirm. Es fallen die ersten Regentropfen.
Evangelischer Kindergarten – Vorrübergehend geschlossen.
Es regnet etwas mehr, deshalb biege ich ab in die Tischbeinstraße.
Oh, im kleinen Kafé NEU würde ich auch gerne mal wieder sitzen.
Sieht gefährlich aus.
Zusammengeklappt.
Ich gebe mir Mühe.
Die Weinbergterrassen.
Reklame die ich gerade gerne mag weil sie so schön knallbunt ist. Keine Ahnung für was geworben wird.
Neulich stand hier noch ein riesengroßer Bohrer und ein Kran. Jetzt schaut der Stahl aus dem Beton.
Ich biege ab in den Schlangenweg und bekomme Istanbul-Gefühle während sich der Weg steil nach oben schlängelt.
Ohne Katze wär es nicht das echte Istanbul-Gefühl.
Zwischendurch hatte der Regen mal aufgehört. In der Amalienstraße fallen wieder ein paar Tropfen.
Schnell nach links abbiegen und einen Blick zum Herkules werfen. Gut ist er nicht zu erkennen.
An der Jacob-Grimm-Schule komme ich noch trocken vorbei, aber dann geht der Regen so richtig los. Ich werde so richtig platschnass, laufe aber noch bis zur Eisdiele, hole mir ein Eis und esse es zuhause auf dem Sofa. Dort bleibe ich den Rest des Tages und auch am Abend sitzen.
Am Samstag ist immer noch Regenwetter. Ich trinke Tee und lese und erledige ein paar Haushaltsdinge. Dann telefoniere ich mit Erica um die Einkaufswünsche zu erfragen. Wir besprechen, dass ich wegen Regenwetter lieber erst am Sonntag die Lebensmittel liefere und wir dann vielleicht spazieren gehen können, denn Regenwetter gefällt Erica nur für den Garten, nicht aber für einen Spaziergang. Ich fahre ich einkaufen und anschließend bei der Kollegin in der neuen Wohnung vorbei.
Die Wohnung ist gerade noch eine tolle Baustelle. Ich bin neidisch und ärgere mich, dass ich den Fotoapparat nicht dabei hab. Da muss ich wohl nochmal hin. Zum knipsen und womöglich gibt es auch noch andere Dinge zu tun.
Später, während einer Yogaübung bei der man sicherlich nicht aus dem Fenster gucken sollte, schaue ich trotzdem aus dem Fenster. Draußen spühregnet oder sprühschneit es.
Zum Abendessen gibt es Kartoffelsalat mit Radieschen und Frühlingszwiebeln. Danach Krimiserie auf dem Sofa.
Sonntag gibt es Tee auf dem Balkon und anschließend geht hier schon mal das Gebloggere los. Zwischendurch trödele ich durch die Wohnung und räume hier und sortiere da und dann klingelt es plötzlich an der Haustür. Oh Schreck, ich bin doch noch im Pyjama. Auch egal. Ich mache trotzdem auf. Und das ist auch gut so, denn vor der Tür steht die Yoga-Freundin. Überraschungsbesuch. Wir schlängeln uns durch den Flur und in die Küche mit Abstand aneinander vorbei und trinken dann Kaffee zusammen und haben uns viel zu erzählen. Und dann muss ich leider – schnell, schnell – zu Erica. Die freut sich über Kartoffeln und Ahle Worschd. Und ich freue mich über einen Spaziergang. Beim Spaziergang kommen wir zuerst an der Wiese mit den Pusteblumen und der Katze vorbei. Die Katze findet mich blöd weil ich sie bei der Jagd störe.
Vom Ziegenbock denkt Erica zuerst er sei ein Lama und schickt mich los um das Tier genauer zu erforschen. Der Ziegenbock ist auch aus der Nähe ein Ziegenbock und er findet mich nicht blöd, weil ich ihn mit leckerem Gras füttere. Denn vor dem Zaun ist das Gras ja bekanntlich grüner und leckerer.
Wir drehen eine Runde durch’s Nachbardorf und am schönen Flieder vorbei. Aber das Motto ist ja: Kein Blumenfoto diese Woche.
Eine Autoschrauberei gibt es auch. Die kommt auf die Liste der nützlichen Dinge in der Umgebung. Auf der Liste steht schon der kleine Blumenladen der Freundin, das Bioland-Eierhäuschen und der klitzekleine Lebensmittelladen und natürlich all die anderen Dinge wie: viel frische Luft, Wald, wiesen, Felder und der kalte Bach und so…. Ein Ergebnis zu meinen Landleben-Überlegungen gibt es aber noch nicht. Das dauert noch.
Zum Abendessen gibt es Kartoffelsalatreste vom Sonntag. Den esse ich auf dem Sofa und schaue dabei wieder Krimiserie. Die Sucht hat mich leider wieder ergriffen.
0
Du warst in meiner Gegend spazieren 😊
Die Bar am Aue-Stadion hieß Barracuda-Bar.
Ahhh genau, Barracuda-Bar. Danke für die Erinnerung.
Und ja, schön war’s in deiner Gegend.