Ich beginne zwar heute nicht mit Schnee sondern mit der Blüte der Zimmerlinde der besten Nachbarin, aber es wird noch sehr viel Schnee folgen. Wer also keinen Schnee mehr sehen mag, kann sich gleich hier verabschieden.
Wie gemein, dass nach zwei Wochen Trödelei der Wecker wieder um 6 Uhr geklingelt hat. Es war wenig los im Büro. Viele Kolleginnen waren noch im Urlaub oder leider krank. Jede*r hatte ein eigenes Büro und arbeitete eher wenig und auch irgendwie ohne Schwung vor sich hin.
Der Schwung wurde von Corona verschluckt. Viele unserer Arbeiten können gerade nicht stattfinden und wir warteten gespannt auf Mittwoch und hofften auf klare Entscheidungen.
Der Mittwoch brachte, wie schon vermutet, die Verlängerung des Lockdowns, allerdings ohne klare Entscheidungen für Hessen. Also wieder abwarten.
Dementsprechend trostlos saßen wir am Donnerstag im Büro. Die Stürmung das US-Kapitol machte uns zudem noch sprachlos.
Um nicht in diesem zermürbendem Zustand hängen zu bleiben, fuhr ich nach der Arbeit in den Schnee. Als ich am Hohen Gras ankam, war es schon halb 4, das Licht war wunderschön und es lag sehr viel mehr Schnee als noch ein paar Tage zuvor.
Ich bin gelaufen, bis es dämmerte und unheimlich wurde.
Am Freitag hatte ich frei weil ich noch ein paar Überstunden abbummeln konnte. Es sind nicht mehr viele übrig aber für den Freitag und vielleicht auch noch einen weiteren Freitag genügen sie noch. Und dann ist womöglich nochmal Kurzarbeit angesagt. Da habe ich dann vermutlich jeden Freitag frei. Die Freunde darüber hält sich in Grenzen.
Also Markteinkauf, anschließend Kaffee mit der Kollegin und Neuigkeiten austauschen.
Am Nachmittag bin ich mit Erica einkaufen gefahren und habe anschließend lange mit ihr Whatsapp Nachrichten verschicken geübt. Es funktioniert holprig. Was mich aber sehr überrascht hat: Ich bin dabei wirklich geduldig. Dabei bin ich mit allen anderen Dingen, die ich mit ihr sonst so mache, überhaupt nicht geduldig. Das ist ein Erfolg. Weil wir sicherlich noch viel üben müssen in Zukunft, dauert dieses Erfolgsgefühl wohl noch eine Weile an.
Den Heimweg habe ich kurz unterbrochen und bei den Freunden geklingelt um ihnen ein Glas Sonnenblumenbutter vorbei zu bringen. “Ich will mich auch garnicht lange aufhalten” kündigte ich gleich an. Ich finde das einen lustigen Satz. Ein Satz wie aus einer anderen Zeit. So zumindest wurden bei uns früher immer Spontanbesuche eingeleitet. Ich hab mich dann doch für die Länge eines Tees, eines Glas Wassers und eines Glas Weißweins aufgehalten und auf meine Nachfrage ein Beratungsgespräch über Küchenmaschinen bekommen. Für Frischluft wurde immer mal die Terrassentür geöffnet. Ich fuhr mit einem großen Glas Linsen-Bolo Heim, habe dort sogleich das Glas geöffnet, Nudeln gekocht und fertig war das leckere Abendessen.
Samstag war ich um halb 10 am Morgen schon wieder reif für Schnee und bin, weil es dort einfach zu schön ist, wieder zum Hohen Gras gefahren. Ich laufe die Wege die ich mag einfach immer in unterschiedlichen Richtungen. Mal rechts rum, mal links rum und am Samstag eine 8.
In all den Tagen im Winterwald wollte ich so gerne mal einen Vogel knipsen. Aber der Schnee hat unter meinen Füssen immer so laut geknarrt und geknirscht, dass alle Vögel sofort weggeflogen sind. Aber am Samstag hatte ich Glück – hurra.
Kleine Meise im Schnee.
Als ich nach 4 Stunden wieder zuhause war, musste ich erstmal aufs Sofa. Am Abend kam die Gartenchefin. Es gab Pilz Gulasch, selbst gekocht, mit Semmelknödeln, selbst gekauft. Es ist noch genug für ein Abendessen übrig.
Heute war ich kein einziges Mal vor der Tür. Yoga, Tee, lesen, Kaffee, Wäsche waschen, essen, die blühende Zimmerlinde der Nachbarin fotografieren.
Dann weiter lesen, Wäsche aufhängen, die verblühende Amaryllis fotografieren, lesen, essen. Und dann die ganze Woche verbloggern.
Das vertrocknete Pfaffenhütchen im Badezimmer auch noch schnell geknipst.
Das hier ist mein Lieblingsfoto der Woche. Für die neue Woche wünsche ich mir mehr Klarheit was die Auslegungen der Corona Maßnahmen betrifft. Sie dürfen für mich auch strenger sein. Mehr Klarheit ist mir aber besonders wichtig. Ich finde es so anstrengend an der Arbeit immer überlegen und abwägen zu müssen, was dürfen wir, was müssen wir, was können wir und was wäre richtig.
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