Eine unliebsame Überraschung, ein freudiges Wiedersehen, ein Nachmittag in Balat und ein Balık Dürüm am Abend

Foto: Smilla Dankert

Ich beginne gleich mit der unliebsamen Überraschung, weil es das Erste war, mit dem meine Istanbul Tage begannen. Nach den Tagen auf der Insel fuhr ich mit der Fähre nach Eminönü, rollkofferte über die Galata Brücke, stieg in die Tram und an der nächsten Station wieder aus und stand kurze Zeit später vor dem Haus mit meinem Apartment. Die Schlüsselübergabe mit dem Inhaber vom Lebensmittellädchen gegenüber klappte prima und so stand ich wenige Minuten später in meinem Apartment. Und sah erstmal nichts. Oder sehr wenig. Eigentlich nur die Umrisse der Möbel. Denn es war sehr dunkel im Zimmer. Dabei war es 13:30 und die Vorhänge waren offen. Aber zu den Fenstern kam wenig bis kein Licht hinein und einen Blick hinaus gab es auch nicht. Wenn ich mich weit genug aus dem Fenster neigte und den Kopf verdrehte, konnte ich sehr weit oben ein dreieckiges Stück Himmel sehen. Außerdem hat es sehr, sehr unangenehm nach Rauch gerochen und ein benutzter Aschenbecher stand auch auf dem Tisch. Die Wohnung war also ein Griff daneben. Da hat es auch nichts genützt, dass sie ansonsten hübsch eingerichtet war. Das hat mir erstmal die Ankunftsfreude etwas getrübt. Und nein, ich gehöre nicht zu der Sorte Ach ich schlafe da ja nur Menschen. Da wo ich schlafe muss ich mich wohl fühlen und das konnte ich dort leider nicht. Weil es aber nun nicht zu ändern war, wollte ich bitte nicht mehr darüber nachdenken. Und um nicht mehr daran erinnert zu werden gibt es auch kein Foto.

Denn ich hatte besseres zu tun. Ich war nämlich verabredet. Und das kam so: Meine langjährigste Freundin und ebenfalls große Istanbul-Liebhaberin, mit der ich in sehr regem Kontakt bin, hat interessiert und vielleicht auch etwas Neiderfüllt meine Reise verfolgt und mir immerzu Löcher in den Bauch gefragt. “Gibt es dies noch und ist es dort noch so wie es war und was ist mir der Ecke und dem Haus?” Nach 3 Tagen wurde ihre Sehnsucht so groß, oder vielleicht waren ihr meine Antworten auch nicht ausreichend genug und sie hat einen Flug gebucht um sich selbst umzusehen. Und deshalb waren wir am Abend verabredet.

Weil ich so vorfreudig war und auch die olle Wohnung verlassen wollte, ging ich schon etwas früher los. Zuallererst an einen meiner Lieblingsorte, an dem früher ein kleines Café mit dem schönsten Blick war. Die Freundin bloggt auf Smillas blog u.a. über das kleine Café und Menschen in Istanbul und anderswo.

Nachdem ich den ersten Lieblingsort besucht hatte, habe ich mich auf den Weg zu unserem Treffpunkt, dem Mellow Restaurant in Beyoğlu gemacht. Unterwegs eine typisch Istanbuler Autodachkatze gesehen.

Ich habe nur kurz gewartet und dann kam sie schon die Straße herauf. Das wir uns in Istanbul treffen war nicht so ganz ungewöhnlich und schon das vierte Mal. Es war toll und wir hatten einen schönen Abend. Was allerdings ungewöhnlich war: Wir haben uns für den nächsten Tag, zwar eher locker, aber doch gleich wieder verabredet.

Was nicht ungewöhnlich war: Wir wohnen nicht zusammen. Nie. Das gefällt uns gut so. Für mich ist es so, als würden wir beide für 1,2 oder auch 3 Jahre in Istanbul leben und uns immer verabreden. Außerdem bin ich ja bekanntlich immer gerne allein unterwegs. Und Smilla auch. Wir passen in unseren Reisewohnbedürfnissen also perfekt zueinander.

Ich habe also am nächsten Tag gegen 11 Uhr in Karaköy an der Fähre gewartet. Da waren wir so lose verabredet, oder eben später im Café in Balat. Smilla hat getrödelt, denn im Urlaub sollte man keinesfalls hetzen und so bin ich schon allein vorgefahren.

Direkt neben dem Fähranleger in Balat wird bei 32° Fußball gespielt. Ich schwitze bei dem Anblick noch mehr als sowieso schon.

Ziemlich sicher und zielstrebig biege ich gleich in die richtige Straße ein.

Und finde auch auf Anhieb das andere Lieblings Café. Das hat mich etwas überrascht, denn in den kleinen Gassen von Balat habe ich beim letzten Besuch etwas danach suchen müssen.

Aber weil ich eine Fähre, also eine Stunde zu früh bin, laufe ich rauf und runter durch die Gassen.

An Streetart und bunten Ecken vorbei.

Bunte Treppe mit verliebtem Garfield und Luftballonen.

Schön blau alles.

Auch blau.

Alt und neu.

Spielplatz.

Katzenbalkon ohne Katze.

Ruhestätte vor der Tür.

Bunt angemalt.

Bei der Arbeit.

Lichterkette.

Plattenladen.

Kunstvolle Hauswand.

Kurze Zeit später war es 13 Uhr und ich hab mich erneut auf den Weg zum Velvet Café gemacht, dort noch ein wenig gewartet und schon mal ein kaltes Getränk getrunken und dann kam Smilla um die Ecke und wir sind nach hinten, in den Garten vom Café, umgezogen.

Nach unserem kleinen Frühstück, was trotzdem länger gedauert hat, ging es los. Und zwar nicht jede in ihre Richtung sondern wir beide sind zusammen losgelaufen. Die Abmachung war: Wenn eine alleine weiterlaufen möchte, sagt sie einfach “Ich biege hier mal ab”. Hat aber keine von uns gemacht.

Stattdessen sind wir gemeinsam die Straßen hinauf und hinunter gelaufen. Ich bin bei bei fast jeder Katze stehen geblieben um sie zu fotografieren.

Foto: Smilla Dankert

Und Smilla ist stehen geblieben um mich beim Katze fotografieren zu fotografieren.

In dieser Straße haben wir viel Zeit damit verbracht auf den Treppenstufen zu sitzen und zu beobachten, wie Menschen sich auf der Treppe fotofein positionieren.

Foto: Smilla Dankert

Ich hab das dann auch mal ausprobiert.

In einem der Fenster saß eine Katze und schaute den zahlreichen Fotoshootings gelangweilt zu.

Dann ging es immer weiter und weiter ohne Pause.

Foto: Smilla Dankert

Nur mal kurz, da sitzt doch eine Katze.

Foto: Smilla Dankert

Akrobatik kann ich auch.

Bis wir wirklich erschöpft waren, uns Wasser gekauft haben und mein Blick auf eine Treppenstufe zum hinsetzen fiel Leider war sie von einem Mann besetzt. Er saß mit dem Rücken zu uns und hat wohl meinen sehnsüchtigen Blick gespürt, denn er stand auf und ging drei Schritte, bevor er sich herumdrehte. Und da saß ich schon auf seinem Platz und wir haben sofort angefangen loszulachen. Er hat noch einen Moment auf seine Frau gewartet und uns dann zum Abschied zugewunken und Smilla und ich hatten wieder einen schönen Platz auf Treppenstufen.

Gegenüber wurde gearbeitet. Ich fand es sieht nach Freiheit aus, Smilla wurde es etwas schwindelig weil es so weit oben war.

Zwischendurch waren wir immer mal überrascht darüber, dass wir am Abend zuvor und nun immer noch zusammen durch die Straßen liefen und wir uns immer noch nicht voneinander verabschieden wollten. Es war einfach schön miteinander zu laufen oder zu sitzen.

Oder an goldorangenen Ecken stehen zu bleiben. Und während ich das goldorangene Haus fotografierte,

hat Smilla das Eckhaus fotografiert. Und ich dann auch. Und ich hoffe sehr, dass ich bzw. alle anderen auch, ihren Balat Spaziergang mit mir auch zu sehen bekommen.

Ungefähr eine Stunde später machen wir wieder eine Pause. Im Aşk-ı Rûba Kafe bei Nagihan, sie wurde mir von Smilla vorgestellt und sie serviert uns selbstgemachte Limonade. Sehr erfrischend. Hier ist sie zu sehen. Mittlerweile sind wir sehr erschöpft und machen uns Gedanken über unsere Heimfahrt. Die nächste Fähre fährt in 45 Minuten.

Es ist also noch genug Zeit um in Ruhe die neue Metro zu fotografieren.

Foto: Smilla Dankert

Und um die heiß gelaufenen Füße im Wasser baumeln zu lassen.

Foto: Smilla Dankert

Und was es dann unterwegs wieder alles zu sehen gibt …

Zum Abendessen gibt es Balık dürüm bei Memeth Usta in Karaköy. Danach laufen wir immer weiter und weiter, machen eine kurze Çay Pause bei Mehmet Ali, den wir beide auch schon 8 Jahre lang kennen und laufen dann zur kleinen Firuzağa Camii.

Dort gibt es ganz besonders leckere tuzlu kurabiye – salziges Gebäck.

Nach so einem wundervollen Tag gehen wir noch ein Bier trinken, wundern uns noch einmal darüber, dass wir den ganzen Tag zusammen verbracht haben und gehen dann jede für sich in unsere Urlaubszuhause.

Liebe Smilla, ich danke dir hier schon einmal für die tollen Fotos und den wunderschönen Start, den ich durch dich hatte und der mich die unliebsame Überraschung hat vergessen lassen.

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4 Kommentare

  1. Hallo! Ach, wie schön, dass ich Dich über Smilla entdeckt habe. Instanbul ist ein Sehnsuchtsort, den ich gerne besuchen möchte, habe alle deine Artikel dazu aufgesogen. War ein bisschen wie Urlaub, die Bilder, die Beschreibungen, toll. Hat mich richtig mitgenommen. Verstehe, dass Smilla, zumal sie ja schon mehrfach da war, einen Flug spontan gebucht hat. Dein Blog ist nun in meiner Liste, und werde Dich regelmäßig besuchen. Mein Glück des Tages! Liebe Grüße aus Köln

    1. Liebe Natàlia, oh da freue ich mich ja sehr, dass meine Istanbultage für jemanden das Glück des Tages waren. Ganz herzlichen Dank dafür. Und ja, Istanbul ist wirklich immer ein Sehnsuchtsort und ich finde es sehr toll, ihn mit vielen Menschen teilen zu können und hoffe sehr, es führt dich dein Weg einmal dort hin. Herzliche Grüße, Simone

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