Aus dem knisternden Bett gesprungen, Yoga geturnt, kurzes Frühstück. Losgelaufen in Richtung eines Palastes, die sind ja hier fast in jeder Richtung zu finden. Dazu musste/wollte ich den Weg durch die Souks nehmen. Und da bin ich dann sehr verzweifelt. An mir und an all den hübschen Dingen. Plötzlich wollte ich alles haben, konnte alles gebrauchen und sicherlich auch ohne vieles nicht leben. Was war denn nur los mit mir? Ich kenne mich ja und weiß das das “Wir müssen sparen für schlimme Zeiten” Kriegs- und Nachkriegsgen meiner Eltern sich bei mir eher in das “Ich will alles haben” Wirtschaftswundergen verwandelt hat. So schlimm wie gestern war es aber schon lange nicht mehr. Ich brauche nun wirklich kein Gardinendings. Aber es blinkert so schön.
Im Maison du Caftan Marocain gibt es nicht nur Kaftane, sondern auch wunderschöne Bett- und Tischwäsche und Kissenbezüge. An den Wänden im Eingangsbereich hängen Fotos von Menschen, die sich dort eingekleidet haben wie z.B. Gloria Gaynor, Mick Jagger und Charles Aznavour.
Glücklicherweise stand ich dann plötzlich vor einem Schild, auf dem eine Ausstellung angekündigt war. Abdelhay Mellakh, im Museum of Mouassine Dar Mellakh, hatte ich natürlich noch nie gehört. War mir aber egal und das war auch gut so denn das Riad (in dem er geboren wurde und lange gelebt hat) und seine Bilder waren wunderschön. Kunst hilft ja oftmals gegen diverse seltsame Zustände. Mir jedenfalls.
Danach aber wieder die Souks. Schlimm. Deshalb nochmals ein Zwischenstopp in einem Lieblings-Café bevor ich dann endlich an dem Palast ankam, den ich gerne besichtigen wollte. Und dort die große Überraschung: Es gab Störche auf dem Dach. Nach meinem Marrakesch Besuch im Oktober, hatte ich der lieben S. die mit ihrer Freundin, nachdem ich ihnen immer so vorgeschwärmt hatte, eine Marokko- Rundreise gemacht hat, von den fehlenden Störchen in den vielen Nestern erzählt. Sie hat gelacht und gesagt im März hätten sie so viele Störche gesehen und Fotos gemacht, man hätte am Ende fast nur noch gähnen können, wenn schon wieder irgendwo ein Storch saß. Und dann kam ich gestern also hier an.
Das Erste was ich sah waren die Störche auf dem Dach. Hier schon mal 7 auf einen Streich.
Einer kam angeflogen.
Und dann ging das Geklapper los.
Zwischendrin konnte ich mich immer mal wieder losreißen um mir den eigentlichen Grund meines Besuches, den Palast, anzusehen.
Überall sind Menschen mit Restaurationsarbeiten am Werk.
Toll. Toll. Toll. Mosaike.
Sofort begann in meinem Kopf wieder der “Damals als die Menschen barfuß oder mit Riemchensandalen hier lang gelaufen sind” Film. Und die schönen Mosaike. In einem anderen Teil konnte man die unterirdischen Gefängniszellen besichtigen. Die erweckten eher sehr ungute Gefühle und ich sah mich an ein unlängst gelesenes Buch erinnert. (Malika Oufkir, Die Gafangene) Zurück aus dem Gefängnis erfreute ich mich dann wieder an den Störchen.
Wie die ihren Hals verdrehen können.
Aber was wäre ein Palast ohne Palastkatze, die ihren Kopf sofort abwandte als ich mich zu ihr hernieder gelassen hatte. Wer ansonsten nur Störche fotografiert ist ihrer eben nicht würdig. Pech für mich. Und doch ein wunderbarer Tag.
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Die Katze will einfach nur auch so den Kopf verdrehen. Wie die Störche.
Da muss sie noch ein wenig üben.