
Obwohl die Gartenfotografin meinte, ihre Wetter-App hätte für die kommende Woche viel höhere Temperaturen angesagt, waren es am Montagmorgen -6°. Aber mit strahlendem Sonnenschein. Also saß ich erstmal, mit heißem Tee und in die Wolldecke eingewickelt wie eine dicke Raupe, im Wintergarten. Und weil ich unmöglich ständig aufstehen und zum Mülleimer gehen konnte, war ich in kürzester Zeit von Taschentüchern umgeben. Weil ich die Arztpraxis telefonisch nicht erreichen konnte, schrieb ich eine Nachricht. Und 45 Minuten später kam die AUB mit der neuen Arzt-direkt-App auf mein Handy geflogen und ich konnte sie gleich weiterleiten. Das ist mal wirklich eine praktische Neuerung meiner Hausarztpraxis.

Mein Plan für die nächsten Tage ist mindestens ein Spaziergang pro Tag. Deshalb bin ich gleich am Mittag mit einer ebenfalls kranken Kollegin durch den Park spaziert. Wir haben uns über die Krokusse und Schneeglöckchen gefreut. Das war schön. Aber dann auch wieder genug für den Tag.

Am Dienstagmorgen war es auch wieder kalt und sonnig und es gab Tee und Kaffee im Wintergarten. Mit dem Kaffee ist es ja so, dass er mir seit einer Woche nicht besonders lecker schmeckt. Eigentlich schmeckt er gar nicht und ich habe sogar letzte Woche Kuhmilch gekauft, weil ich dachte, ich mag vielleicht einfach keine Hafermilch mehr. Daran liegt es aber nicht. Es liegt am krank sein. Hätte ich mir auch gleich denken können, ist ja oft so. Aber Dienstag dann also hat der Kaffee plötzlich wieder ganz gut geschmeckt und da wusste ich, ich bin bald wieder gesund.

Ich hatte dann sogar Energie, um das verschwitzte Krankenbett zu beziehen, und unter die Dusche habe ich mich dann auch gleich gestellt. Außerdem noch ein sehr kleiner Spaziergang und ich war aucheinkaufen. Den Rest vom Tag verbrachte ich mit Lesen.

Am Mittwoch war es wieder kalt und sonnig und ich habe eine richtig lange Spazierrunde durch den Park gedreht.

Ich bin einen etwas anderen Weg gegangen und habe dabei diese tolle Schwimmerin entdeckt.

Donnerstag war mein erster Arbeitstag. Der sah allerdings anders aus, üblicherweise, denn es wurde gestreikt. Darüber war ich schon von der Kollegin informiert worden. Alle Kolleg*innen, die Lust hatten, trafen sich am Vormittag zum Plakate malen und um 14 Uhr gab es eine Kundgebung. Das Kulturzentrum wurde in den frühen Morgenstunden mit Absperrband umwickelt und auf der Homepage war dieser Text zu lesen:
Geschlossen stehen wir für Vielfalt
Am heutigen Donnerstag, 20.02.2025, schließt das Kulturzentrum Schlachthof für einen Tag seine Türen. Drei Tage vor der Bundestagswahl, in einem Wahlkampf, der von einer oft unsachlich und undifferenziert geführten Migrationsdebatte beherrscht wird, setzen wir ein Zeichen für eine lebendige Demokratie und ein solidarisches Miteinander.
Die Mehrheit unserer rund 160 Mitarbeiter*innen hat eine Migrationsgeschichte. Mit unserer Arbeit unterstützen wir tagtäglich rund 1.000 Menschen bei der Bewältigung sozialer Herausforderungen und bei einer gelungenen Integration. Was wäre, wenn unsere Mitarbeiter*innen, ihre Eltern oder Großeltern – wie manche fordern – vor verschlossenen Grenzen gestanden hätten oder nun das verlassen müssten? Die Antwort liefern wir mit dieser Aktion:
Das Kulturzentrum Schlachthof wäre nicht existent und rund
- 1.200 Familien hätten keine Unterstützung
- 1.000 Schüler*innen keine Deutschkurse
- 250 Arbeitssuchende, keine Bewerbungs- und Weiterbildungsangebote
- 400 Kinder keine Unterstützung bei der Einschulung
- 800 Ratsuchende keine Beratung
- 200 verschuldete Menschen keine Hilfestellung
- 150 Kinder keine Betreuung
- 100 eingeschränkte Personen keine rechtliche Betreuung
- 70 Rentner*innen keinen Treffpunkt
- die Jugendlichen der Nordstadt zwei Anlaufstellen und die Stadtgesellschaft einen interkulturellen Veranstaltungsort weniger.
Danach habe ich mich gründlich ausgeruht und später meine zwei Yogakurse unterrichtet. Das war ein ganz schöner erster Arbeitstag.

In der Nacht zum Freitag habe ich so superschlecht geschlafen, dass ich nicht beim Früh am Morgen – Yoga war. Ich kam einfach nicht rechtzeitig aus dem Bett. Auf dem Büroschreibtisch lag ein Berg Arbeit, aber ich konnte wirklich viel abarbeiten.

Hinterher saß ich noch mit der Freundinkollegin vorm Café in der Sonne. Glücklicherweise schmeckt mir der Kaffee mittlerweile nämlich wieder viel besser.

Samstagmorgen hatte ich Lesezeit im Wintergarten und fuhr dann zu Erica. Da hatte ich ja nun schon zwei Wochen nichts gemacht, also musste ich mich um den Haushalt und die Wäsche kümmern und anschließend waren wir einkaufen und einen Spaziergang gab es auch. Weil meine Energie noch nicht ganz zurückgekehrt war, dauerte alles etwas länger und ich war am Abend ziemlich platt.

Und weil in den letzten Wochen und ganz besonders auch in den letzten Tagen immerzu die Wahl durch meinen Kopf geisterte, war ich froh, als die Nachbarin Sonntagmorgen anfragte, ob wir gemeinsam wählen gehen wollen. Das haben wir dann auch getan. Zur Belohnung oder auch zum Trost haben wir uns auf dem Heimweg noch dicke Tulpensträuße gekauft.

Gegen Mittag bin ich dann mit der Gartenfotografin, die zwar in der gleichen Straße wohnt, aber zu einem anderen Wahllokal gehen musste, durch den Sonnenschein gelaufen. Dabei haben wir beide festgestellt, dass wir keinesfalls noch heute Abend irgendwelche Wahlergebnisse erfahren möchten.

Was noch so los war:
- Im Hinterhofgarten blühen viele Schneeglöckchen und die Tulpen kommen aus der Erde gekrochen
- Während der Spaziergänge dieser Woche begannen die Augen zu jucken. Blöder Heuschnupfen.
- Gestern habe ich einen Entlastungstag zum heutigen Fastenstart eingelegt