Der Montag begann blutig. Während ich auf das Teewasser gewartet habe, habe ich die Spülmaschine ausgeräumt. Dabei ist ein Glas zerbrochen und die Splitter sind in meinen Fuß gesprungen. Der Parklauf am Morgen konnte trotzdem stattfinden. Anschließend ein paar Sonnengrüße und danach duschen. Um 9 Uhr saß ich mit Kaffee im Wintergarten und war erfreut, noch viel Zeit zu haben. Bis die Kollegin mir mitteilte, dass der Termin, von dem ich dachte, er sei Montag, erst am Dienstag stattfinden sollte. Also hätte ich schon im Büro sein können. So war es aber auch nicht schlecht.
Im Büro hatte ich geschenkte Zeit, die ich dann mit den Dingen verbringen konnte, von denen ich dachte, ich schaffe sie diese Woche womöglich nicht mehr. Ganz am Ende des Tages gab es noch Yoga, das war ein besonders schöner Tagesabschluss.
Auf dem Heimweg am Dienstagnachmittag hatte ich überlegt, die A. anzuschreiben, um zu fragen, ob wir vielleicht essen gehen sollten. Als ich zu Hause auf mein Handy sah, war sie mir zuvor gekommen und lud mich ins Café ein. Sehr schön war das.
Mittwoch hatte ich einen genauso schönen Tagesstart wie Montag. Parklauf und erst um 10 Uhr ins Büro. Ich hatte am späten Nachmittag einen Workshop zu leichter/einfacher Sprache, der bis 19 Uhr dauern würde. Die Gruppe war sehr klein, aber ich mache diese Workshops immer gerne. Und es ist mir oft rätselhaft, warum nicht viel mehr Menschen in pädagogischen Berufen oder Berufen, die Kontakt zu Menschen erfordern, Lust haben, einfacher zu schreiben und sprechen, wenn dadurch doch viel mehr Inklusion möglich wäre.
Donnerstagmorgen habe ich eine halbe Stunde verschlafen. Ich hatte den Wecker einfach nicht gehört. Also ohne Morgen-Yoga aufs Fahrrad und dann die Handschuhe vermisst. Es war wieder richtig kalt, aber mit Sonnenschein. Den ganzen Tag lang war ich schon vorfreudig aufgeregt vor Reisefieber und am Abend nach den 2 Yoga Kursen, hab eich dann die Tasche gepackt.
Am Freitag war es bis 13 Uhr wild. Markteinkauf, Tasche fertig packen, zu Erica fahren (sie hatte vergessen, dass ich komme) und mit ihr den Wochenendeinkauf im Schnelldurchlauf erledigen. Zurück fahren, schnell die Reisetasche holen und auf zum Bahnhof. Danach ging die Fahrt mit dem 9-Euro-Ticket eher langsam weiter, weil der Zug immer mal Pause machen musste.
Aber dann war ich endlich in Düsseldorf. Nachdem ich mich im Hotelzimmer eingerichtet hatte, bin ich sogleich zu einem Orientierungsspaziergang losgelaufen.
Und statt bis zum Rheinufer zu laufen, bin ich an einem Büchermarkt hängen geblieben. Ein Kochbuch und dann auch noch über die echte italienische Küche habe ich allerdings nicht gekauft.
Nach dem Büchermarkt hatte ich Hunger. Während ich auf mein Essen gewartet habe, konnte ich viele Japan Fans beobachten.
Ich wusste vorher nichts über die besonders große japanische Gemeinde in Düsseldorf. Glücklicherweise, hatte mir am Donnerstag eine Yoga-Schülerin davon erzählt.
Ich fühle mich sehr an die Connichi, die hoffentlich in diesem September wieder in Kassel stattfindet, erinnert.
Am Abend liege ich im Hotelbett. Das Hotel hat ein Prinz im Namen. Natürlich wäre Königin angebrachter. Ich schlafe trotzdem sehr gut.
Die Samstagspläne sehen zuerst einen Café-Besuch vor, danach suche und finde ich die Kunsthalle Düsseldorf und entscheide mich für die direkt gegenüber liegende Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen.
Zuerst schaue ich mir die aktuelle Ausstellung von Lygia Pape The skin of all an. Hier habe ich eine Weile gesessen und dem flimmern der Notbeleuchtung in den Windeiern zugesehen.
Anschließend laufe ich durch das schöne Treppenhaus in die Räume der Dauerausstelllung.
Wie so oft, konnte ich nach 2,5 Stunden nichts mehr aufnehmen und freute mich auf einen Spaziergang im Sonnenschein.
Und Hunger hatte ich auch. Es gab Sommerrollen und Yasmin Tee. Lecker. Danach wollte ich mir Schuhe in einem bestimmten Laden ansehen. Ich fand den Laden, aber es gab die Schuhe, die ich mir ausgedacht hatte, nicht in meiner Größe. Auch nicht schlimm.
Stattdessen gab es Kaffee & Kuchen.
Danach lief ich zurück zum Hotel, denn ich wollte mich vor der Abendveranstaltung, dem eigentlichen Reisegrund, noch etwas ausruhen.
Der eigentliche Reisegrund kam irgendwann im Frühjahr zustande. Ich wischte mich durch Instagram und blieb an der Story einer entfernteren Freundin hängen. Dort war ein Foto mit einer Verlinkung zu sehen. Ich folgte dem Link und kam bei Božo Vrećo an. Las ein wenig, hörte ein wenig von seiner Musik und befand doch sehr schnell: Klingt spannend und ich will zu einem Konzert. Nur kurze Zeit später wurde ein Konzert in Düsseldorf angekündigt. Ich fragte noch schnell ein paar Feund*innen, die aber alle keine Zeit hatten und bestellte dann eben für mich allein eine Karte.
Und weil ich wirklich sehr, sehr selten Konzerte besuche (keine Ahnung warum) war ich entsprechend aufgeregt und viel zu früh im Capitol Theater. Das war aber egal, denn so konnte ich ein Beruhigungsgetränk trinken und mir die hübsche Deckenbeleuchtung ansehen. Dann wurde es aber immer voller und es setzten sich drei Frauen zu mir an den Tisch. Eine von ihnen fragte mich, ob ich bosnisch sprechen würde. Ich verneinte bedauernd und sie fand es auch sehr schade.
In der Pause kam sie nochmal zu mir und bat darum, mich etwas fragen zu dürfen. Das durfte sie natürlich: Sie sagte, sie hätte vorher gedacht, ich wäre einfach ein Gast an der Bar und würde das Konzert gar nicht besuchen. Nun würde sie so gerne wissen wollen, wie ich denn darauf gekommen wäre, ein so spezielles Konzert zu besuchen, wo ich ja leider nichts verstehen könne. Also erzählte ich meine Geschichte und fügte hinzu, dass ich meinen Besuch auch ohne ein Wort zu verstehen, überhaupt nicht bereuen würde. Darüber war sie sehr erfreut und sagte, dass sie mir das angesehen hätte, dankte mir und wünschte mir weiterhin einen schönen Abend.
Genau so war es nämlich. Ich war begeistert. Von der Musik, der Person, von allem. Und auch vom tollen Publikum, welches mit den Texten der Sevdalinka vertraut war und fast alle Lieder mitsingen konnte. Dementsprechend war auch die Stimmung. Sevdah-Musik ist Volksmusik aus Bosnien und Herzegowina. Sie ist Bestandteil der bosniakischen Kultur, ist aber auch in Kroatien, Montenegro, Nordmazedonien und Serbien verbreitet. Die eigentlichen Komponist*innen vieler Sevdalinka-Lieder sind weitgehend unbekannt, da es traditionelle Volkslieder sind.
Es war ein unvergesslicher Abend. Ich verstand zwar kein Wort, lies mich aber von der Musik und der Stimmung anstecken, tanzte und klatschte mit und vergoss die eine oder andere Träne wie all die anderen auch. Zum Abschied winkte mir meine Konzertbekanntschaft und ihre Freundinnen und wünschten mir eine gute Nacht.
Noch ganz beseelt vom Konzert am Vorabend, lag ich Sonntagmorgen im Hotelbett, hörte mir noch ein paar Lieder an, bevor ich meine Tasche dann auch wieder packte. Ich wollte den Zug am Mittag nehmen, um nicht so sehr spät zu Hause zu sein. Vorher machte ich aber noch einen Spaziergang mit Café Besuch.
Die Zugfahrt war dann ganz unspektakulär. Der Zug war zwar voll, aber es gab genug Sitzplätze und diesmal auch keine Verspätung.
Am Abend bestellte ich mir noch, ganz altmodisch, zwei CD’s. Und nach weiteren Konzerten hab ich mich natürlich auch schon mal umgesehen.
Alle Fotos sind vom Düsseldorf-Ausflug. Die Konzertfotos hat mein Handy nicht so wirklich gut geschafft. Aber die wichtigsten Bilder sind glücklicherweise in meinem Kopf.
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